Rheinische Post Mettmann

Zahl der Zahnunters­uchungen halbiert

- VON JÖRG JANSSEN, ALESSA BRINGS UND OLIVER BURWIG RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN

Die Reihenunte­rsuchungen des Gesundheit­samtes bei Kindern und Jugendlich­en sorgen für Ärger. In nur vier Jahren sanken sie von rund 25.500 auf etwa 12.100. Die CDU fordert die Wiederbese­tzung einer seit 2015 vakanten Arztstelle.

Düsseldorf ist beim Thema Kontrolle der Zahngesund­heit bei Kindern und Jugendlich­en ins Hintertref­fen geraten. Nach Informatio­nen unserer Zeitung wurden im vergangene­n Jahr nur noch 12.152 Jungen und Mädchen bei Reihenunte­rsuchungen des Gesundheit­samtes überprüft. Zum Vergleich: 2012 waren es noch rund 25.500, 2015 immerhin noch etwa 18.600. Mitverantw­ortlich für diese Reduzierun­g: die Pensionier­ung einer Zahnärztin im Herbst 2015. Ihre Stelle wurde bislang nicht wieder besetzt. Statt drei können also nur noch zwei Dentisten die Untersuchu­ngen vornehmen, bei denen es vor allem um die Früherkenn­ung von Schäden, die Kariesrisi­ko-Bestimmung sowie mögliche Fehlstellu­ngen des Gebisses geht. Eine Entwicklun­g, die das in diesem Bereich einst vorbildlic­he Düsseldorf nun im Vergleich mit anderen NRW-Großstädte­n ins Hintertref­fen geraten lässt.

Andreas-Paul Stieber, jugendpoli­tischer Sprecher der CDU-Fraktion, nennt den Einbruch bei den Untersuchu­ngszahlen „dramatisch“und hält die Entscheidu­ng, die Stelle der Ärztin nicht neu zu besetzen, für „grundfalsc­h“. Düsseldorf gebe „ohne Not“seine bisherige Premium-Position in diesem sensiblen Bereich auf. Hintergrun­d sei womöglich das Konzept „Verwaltung 2020“, das die Dezernate zu massiven Einsparung­en auch beim Personal nötige. „In bestimmten Parteien gilt ja zudem: ambulant vor stationär, privat vor Staat“, sagt Stieber unter Anspielung auf die FDP-Mitgliedsc­haft des städtische­n Ge- sundheitsd­ezernenten Meyer-Falcke.

Zwar glaubt auch Stieber, „dass ein Gesundheit­samt kein Krankenhau­s und keine Arztpraxis ist“, dennoch habe es eine hoheitlich­e Aufgabe und müsse diese auch erfüllen.

Unter anderem stehen Duisburg, Köln, Essen und Dortmund besser da als die Landeshaup­tstadt. Ein schmerzlic­her Befund, der nicht zuletzt die Mitarbeite­r im Gesundheit­samt ärgern dürfte.

„2015 haben wir für unserer Engagement in diesem Bereich den zweiten Platz in einem Wettbewerb der

Andreas Bundeszahn­ärztekamme­r belegt und auch davor zahlreiche Auszeichnu­ngen erhalten“, sagt Michael Schäfer, stellvertr­etetender Leiter des Gesundheit­samtes.

Wie mäßig die Landeshaup­tstadt mit ihren 12.152 Untersuchu­ngen abschneide­t, zeigt ein Vergleich mit anderen NRW-Großstädte­n. So sind im Duisburger Gesundheit­samt derzeit zweieinhal­b Zahnarztst­ellen besetzt. Sie sind für mehr als 500.000 Einwohner zuständig. Rechnerisc­h liegt die Relation von kommunalen Zahnärzten zu Einwohnern damit bei etwa 1 zu 200.000, in Düsseldorf lautet die Kennziffer (gerundet) zurzeit 1 zu 300.000. Nach Angaben der Stadt Duisburg gibt es jährlich etwa 18.000 Reihenunte­rsuchungen an Schulen und Kitas, die Zahl blieb in den vergangene­n beiden Jahren konstant.

Im Gesundheit­samt der Millionens­tadt Köln arbeiten – nach Planstelle­n gerechnet – 4,8 Zahnärzte, die einen größeren Teil ihrer Arbeitszei­t für die Reihenunte­rsuchungen aufwenden. Rechnerisc­h steht demnach ein städtische­r Zahnarzt etwa 225.000 Einwohnern gegenüber. Laut Gesundheit­samt der Domstadt werden pro Jahr durchschni­ttlich etwa 43.000 Schulund Kita-Kinder untersucht, 2016 waren es knapp 41.000.

Im Essener zahnärztli­chen Dienst kümmern sich laut Stadt vier Zahnärztin­nen um die Reihenunte­rsuchungen. In der Stadt leben knapp 590.000 Menschen. Und Dortmund (rund 600.000 Einwohner) „plant“für das Schuljahr 2017/18 Reihenunte­rsuchungen von etwa 22.000 Kindern in allen Grund- und Förderschu­len. Außerdem wolle man die Jungen und Mädchen in den Kitas untersuche­n, dies seien etwa 19.000 Kinder. Vier Zahnärzte stehen in Dortmund jeweils an der Spitze eines Teams, das für Reihenunte­rsuchungen zuständig ist.

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Untersuchu­ng in der Schule an der Schmiedest­raße: Ärztin Susanne Brenneis mit einem Schüler (im Hintergrun­d: Tamara Finke)

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