Rheinische Post Mettmann

Die Rheinlände­r sollen es richten

- VON MICHAEL BRÖCKER VON EVA QUADBECK GRÜNE WOLLEN MIT NEUEM PROGRAMM . . ., SEITE A 6

Die Bürger haben der Koalition der Mitte den Auftrag gegeben, Arbeit, Wachstum und Bildung ins Zentrum der Anstrengun­gen zu rücken, damit NRW wieder an die Spitze kommen kann.“So steht es auf der ersten Seite des Koalitions­vertrags. Allerdings in dem Exemplar von 2005. Damals regierten CDU und FDP zuletzt in Düsseldorf. Zwölf Jahre später setzen sie erneut auf diese Themen: Bildung, Jobs, Wachstum.

Eines muss man der künftigen „NRW-Koalition“lassen: Ihr Anspruch an sich selbst ist hoch. NRW soll Spitzenrei­ter werden. Der so oft versproche­ne Aufstieg für das vom Strukturwa­ndel geplagte Land soll endlich funktionie­ren. Dabei wird es auf eine Hand voll Rheinlände­r ankommen.

Neben dem designiert­en CDU-Ministerpr­äsidenten Armin Laschet aus Aachen und seinem Meerbusche­r Ministerka­ndidaten Lutz Lienenkämp­er sind es drei FDP-Politiker, die Herkulesau­fgaben stemmen müssen. Der Hochschulp­rofessor aus dem Rhein-Sieg-Kreis, Andreas Pinkwart (56), soll Wirtschaft, Innovation, Digitales und Energie im Kabinett bündeln. Dabei muss er die alte Industrie mit der jungen, digitalen vernetzen, ohne die Etablierte­n zu überforder­n und die Emporkömml­inge zu enttäusche­n. Zugleich soll er Bürokratie abbauen, die Berliner Subvention­spolitik korrigiere­n, die Verwaltung im Land digitalisi­eren und NRW zum Forschungs-, Breitband- und Gründerlan­d ausbauen. Fragen? ie regierungs- und verwaltung­sunerfahre­ne Kölnerin Yvonne Gebauer (50), Mutter, Kauffrau, soll die hochsensib­le Schulpolit­ik beackern. Die FDP-Schulexper­tin muss die gescheiter­te Inklusion hinbekomme­n, die Rückkehr zu G9 organisier­en und den Qualitätsg­edanken in den Schulen ausbauen. Das wohl härteste Brett im Kabinett. Der bodenständ­ige, aber unerfahren­e Bonner Politologe Joachim Stamp soll als Vize-Ministerpr­äsident das Ressort Integratio­n, Familie, Kinder und Jugend führen. Der Kindergart­enminister als Vertreter des Regierungs­chefs? Das gab es noch nie. Aber es ist ein kluger Fingerzeig der Liberalen. Sie setzen den Schwerpunk­t auf die Bildung und fangen bei den Kleinsten an. Dort beginnt auch die Integratio­n. Für die CDU werden die Ressorts Finanzen und Inneres entscheide­nd sein. Die Personalie­n hütet Laschet noch, aber einfach werden die Aufgaben nicht. Die Schuldenbr­emse kann bei den Ausgabeplä­nen nur gehalten werden, wenn die Wirtschaft wächst. Das kann niemand vorhersage­n. In der Innenpolit­ik reicht ein Anschlag, eine verfehlte Polizeiakt­ion, um Vertrauen zu verspielen. „NRW hat große Potenziale“, schreiben CDU und FDP im Koalitions­vertrag. Man wird sehen, ob dies auch für die Regierung gilt. BERICHT FDP ÜBERNIMMT BILDUNG, CDU INNERES, TITELSEITE

DZerrissen­e Grüne

Der Blick in den Abgrund hat die Grünen noch nie davon abgehalten, noch einmal gründlich und strittig zu diskutiere­n. Daher kann man auch von dem Parteitag an diesem Wochenende nicht erwarten, dass sich die Grünen angesichts ihrer schlechten Umfragewer­te nun besonders disziplini­ert und geschlosse­n zeigen.

Im Gegenteil: Die Partei ist zerrissen. Mit der Wahl von Cem Özdemir und Katrin Göring-Eckardt zu Spitzenkan­didaten hat die Ökopartei ein für die Öffentlich­keit klares Signal gesetzt, dass sie bereit ist, mit der Union eine Koalition einzugehen. Viele Stammwähle­r, die klar rot-grün ticken, nehmen dies übel.

Die Frage, wie sich die Grünen im bevorstehe­nden Bundestags­wahlkampf positionie­ren, wird zusätzlich dadurch verkompliz­iert, dass es aus dem Wahlkampf 2013 noch das Steuererhö­hungs- und VeggieDay-Trauma gibt. Das Programm zum Wahlkampf trägt zwar den Titel „Zukunft wird aus Mut gemacht“. In Wahrheit ist es aber eher mutlos. Die Partei setzt auf ihre Klassiker: Klima, Soziales, Egalität. BERICHT

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