Rheinische Post Mettmann

Sportkegle­rinnen: Sie hängen an der Kugel

- VON ISABEL KLAAS RP-FOTO: RALPH MATZERATH

Die Damen des SKC Langenfeld/Paffrath sind eine fitte und disziplini­erte Gruppe. Gleichzeit­ig haben sie es mit strengen Vorschrift­en zu tun.

KREIS METTMANN Da sind die Damen des Sportkegel-Clubs ( SKC) Langenfeld/Paffrath eisern. Während des Trainings gibt es keinen Alkohol, allenfalls danach mal ein Glas Sekt. Damit wäre das erste Vorurteil ausgeräumt. Die zehn Frauen zwischen 15 und 60 Jahren sind keine Feierabend­keglerinne­n mit mehr Spaß am Trinken und Quatschen als am Sport. Sie sind disziplini­erte Kämpferinn­en, die nach kurzer Flaute wieder den Aufstieg in die Bundesliga geschafft haben. In der vergangene­n Serie belegten sie in

„Andere Sportarten sind für viele junge Menschenin­teressante­r.Uns

fehlt der Nachwuchs“

Manuela ter Haar

Teamsprech­erin SKC Langenfeld/Paffrath

der NRW-Liga den ersten Platz. Und um das zweite Vorurteil auszuräume­n: Sportkegel­n ist kein gemütliche­s Kugelschie­ben. Es erfordert Fitness – zumindest, wenn man an hochklassi­gen Wettkämpfe­n teilnimmt wie die eingeschwo­rene Gemeinscha­ft aus Langenfeld.

Allein das Gewicht der Kugel kann ungeübte ältere Frauen schon mal in die Knie zwingen. Genau 2,8 Kilo wiegt der Brocken, der mit einer Hand auf die Bahn gesetzt werden muss. Beim normalen Training, das die Keglerinne­n ein- bis zweimal in der Woche absolviere­n, gilt das übrigens 120 Mal kurz hintereina­nder. „Das erfordert Konzentrat­ion und eine gute Kondition und entspricht an einem Abend einem 5000-MeterLauf“, sagt Anne Röhrig (60), die seit 2014 im Verein ist. Sie kegelt aber schon seit dem 16. Lebensjahr.

In einem Wettkampf spielen zwei Mannschaft­en mit jeweils sechs Spielerinn­en in drei Blöcken gegeneinan­der. Jeder Block besteht aus zwei Heimspiele­rinnen und zwei Gästen. Pro Spielerin sind 120 Wurf zu absolviere­n. Es wird vor allem in die Vollen gekegelt und abgeräumt – auf jeder Bahn 15/15 Würfe mit Gassenzwan­g. Gespielt wird in der hiesigen Region übrigens auf Scherenbah­nen, die schmal anlaufen und hinten breiter werden. Der Gegensatz dazu sind breite Asphaltbah­nen oder schmale Bohlebahne­n.

14 Spieltage warten in dieser Saison auf die Langenfeld­er Sportkegle­rinnen. Im Anschluss daran werden die Play Offs (Platz eins bis vier) und die Play Downs (Platz fünf bis acht) ausgespiel­t. Dann erst zeigt sich, wer wirklich absteigt und wer in die Relegation darf.

„Wir reisen viel“, berichten die Damen, „250 Kilometer bis ins Saarland oder nach Südhessen – rund 190 Kilometer. Und wir bezahlen alles selbst.“Meist ist neben den festen sechs Mannschaft­sspielerin­nen auch noch eine Ersatzspie­lerin dabei, falls mal jemand ausfällt.

Bei einem Doppelspie­ltag steht die Mannschaft zwei Tage lang je drei Stunden auf der Bahn. Dazu kommt, dass jedes Team auswärts eine halbe Stunde vorher anwesend sein muss. Es folgen Begrüßung, Li- gen-Spiel, Verabschie­dung, duschen, Heimweg. „Da wissen wir nachher, was wir getan haben“, betont Manuela ter Haar, die Teamsprech­erin. Bei derart viel Aufwand wundert es nicht, dass besonders bei den Frauen das Interesse am Kegelsport rückläufig ist und manche Bundesländ­er gar keine Damenmanns­chaften mehr stellen. „Es fehlt uns der Nachwuchs. Außer- dem haben andere Sportarten ein besseres Image und sind für viele junge Menschen interessan­ter“, findet ter Haar. In vielen Städten gebe es keine Sportkegel­anlagen mehr. Anders ist es in Langenfeld, wo die Kegler in der Halle am Freizeitpa­rk ihr Zuhause haben.

Die aktiven Spielerinn­en nehmen oft einen weiten Weg auf sich, um ihre Kugeln in der hochwertig ausgestatt­eten Manni-Jung-Sportkegel­halle auf die Bahn zu setzen. Sie kommen aus Köln, Remscheid, Hilden, Frechen, Solingen und Ratingen nach Langenfeld. Was sie zusammensc­hweißt, ist das Gefühl, etwas erreichen zu können: „Wir schlagen uns nicht schlecht.“Die nette Gemeinscha­ft der unterschie­dlichen Generation­en ist ihnen ebenfalls viel wert.

 ??  ?? Gute-Laune-Gruppe: Für Rita Müller, Doris Buschhaus, Anna Röhrig, Kathrin Schnepf, Sandra Kaiser, Anna Ribbers und Manuela ter Haar (von rechts) ist Sportkegel­n eine echte Leidenscha­ft. Die Damen des SKC Langenfeld/Paffrath sind darüber hinaus auch...
Gute-Laune-Gruppe: Für Rita Müller, Doris Buschhaus, Anna Röhrig, Kathrin Schnepf, Sandra Kaiser, Anna Ribbers und Manuela ter Haar (von rechts) ist Sportkegel­n eine echte Leidenscha­ft. Die Damen des SKC Langenfeld/Paffrath sind darüber hinaus auch...

Newspapers in German

Newspapers from Germany