Rheinische Post Mettmann

Ein Anschlag und die Folgen

- VON KLAUS BRAEUER

Nach einem Attentat in München geraten die Ermittler in der Reihe „Unter Verdacht“an ihre Grenzen.

BERLIN (dpa) München, am Odeonsplat­z – der Festumzug zur Theresienw­iese ist im vollen Gange. Plötzlich gibt es eine Explosion, die Pferde vor den Wagen gehen durch, statt Blasmusik sind nur noch Schreie zu hören.

In der Kriminalre­ihe „Unter Verdacht“geht es in dem Zweiteiler „Verlorene Sicherheit“um einen schrecklic­hen Anschlag und um eine erschöpfte Ermittleri­n.

13 Monate sind seit den Ereignisse­n am Odeonsplat­z vergangen, noch sechs Wochen sind es bis zur bayerische­n Landtagswa­hl: Die internen Fahnder, Kriminalrä­tin Eva Prohacek (Senta Berger) und Hauptkommi­ssar André Langner (Rudolf Krause), treten auf den Plan. Erst jetzt ist ein Video aufgetauch­t, und so sollen sie herausfind­en, warum der Polizist Cem Okday (Sohel Altan Gol) kurz vor dem Anschlag den Lieferwage­n mit der Bombe passieren ließ und dann auch noch seinen Posten verlassen hat.

Doch die erfahrene Ermittleri­n ist befangen, denn sie kennt den jungen Familienva­ter sehr gut: Vor 13 Jahren hatte sie Cem bei sich aufgenomme­n, als er aus der Türkei nach Deutschlan­d kam. Sie wurde zu seinem Vormund bestellt – was in den ersten vier Folgen der Reihe, die seit 2002 auf Arte und ZDF gesendet wird, thematisie­rt worden ist. Die Ermittlung­en belasten Prohacek jetzt sehr, sie wirkt zunehmend er- schöpft und erleidet schließlic­h einen leichten Schlaganfa­ll.

Es ist also viel drin in diesem Krimi, den Regisseur Andreas Herzog aber trotz der zwei Teile übersichtl­ich zu erzählen weiß und der auch deshalb nie langweilig wird. Der Druck auf die stets höflich auftretend­en Ermittler seitens der wahlkämpfe­nden Politiker wird ebenso deutlich wie die Verwicklun­g des Verfassung­sschutzes in den Fall, wobei der Hauptschur­ke allerdings schon früh erkennbar ist – wenn der Zuschauer denn genau hinguckt. Die Hauptfigur­en dieser Reihe kennt der aufmerksam­e Betrachter natürlich längst. Neben Kommissar Langner (Rudolf Krause) liegt ein Reiz dieser TV-Reihe sicher auch im Spiel der großartige­n Senta Berger. Die 180 Minuten dieses plausiblen und aktuellen Falles trägt sie nahezu allein – und das mit Bravour.

„Unter Verdacht“, ZDF, Sa., 20.15 Uhr

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FOTO: ZDF Die Kommissare Eva Maria Prohacek (Senta Berger) und André Langner (Rudolf Krause) sitzen im Dienstfahr­zeug und observiere­n eine Moschee.

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