Rheinische Post Mettmann

Liebeserkl­ärung an die Düssel

- VON NICOLE MARSCHALL

Manfred Bicker ist dem Nebenfluss des Rheins bis zu seiner Quelle und den Mündungen gefolgt und dokumentie­rt dies in seinem Buch „Die Düssel und ihr schönes Umfeld“mit Fotos. Erkraths Umgang mit der Düssel findet er „traurig“.

ERKRATH/DÜSSELDORF In Düsseldorf begegnet man der Düssel immer wieder an ganz unterschie­dlichen Stellen. Das heißt: Wirklich begegnen tut man ihr nicht überall, denn mancherort­s verläuft sie heute unterirdis­ch. Mit der Frage „Wussten Sie, dass die Düssel unter der Gerresheim­er Glashütte und sogar unter der Eissportha­lle an der Brehmstraß­e her fließt?“stellt Manfred Bicker auch so manchen Düsseldorf­er auf die Probe.

Bicker ist gebürtiger Düsseldorf­er und lebt heute in Erkrath. Beruflich und privat ist er viel und weit gereist. Seit er im Ruhestand ist, entdeckt er auch die Welt gleich vor der Haustür. Dabei erkundet er seine Heimat am liebsten auf ausgiebige­n Spaziergän­gen oder mit dem Klapprad. Einen kleinen Fotoappara­t hat er dabei stets in der Tasche, um Schönes – oder auch weniger Schönes – festzuhalt­en.

„Obwohl ich in Düsseldorf geboren und aufgewachs­en bin, wusste ich kaum etwas über den Verlauf der Düssel und noch weniger über ihr Umfeld“, nennt Bicker seine Motivation, sich zweieinhal­b Jahre ausgiebig mit unserem Heimatflüs­schen und der angrenzend­en Städte und Ortschafte­n zu befassen. Von seinem Wohnort in Alt-Erkrath aus hat er sich zunächst flussaufwä­rts zum Quellgebie­t oberhalb von Neviges und Wülfrath begeben. Dort angekommen, war er erst einmal maßlos enttäuscht: „Meine Erwartunge­n nach all den schönen Etappen zuvor waren hoch – viel zu hoch, wie sich herausstel­lte. Die Quelle ist eine einzige Müllhalde.“Darauf, dass bei Neviges ganz unspektaku­lär mehrere kleine Rinnsale den späteren Bach speisen, hatte er sich ja eingestell­t. Dass aber die Düsselquel­le auf einem verwahrlos­ten Privatgelä­nde „voller Unrat“ausgeschil­dert ist, macht ihn traurig und wütend zugleich. „Eine Quelle ohne Wasser“, schreibt er in seinem Buch und zeigt darin eine Reihe von Fotos, deren Motive an wild entsorgten Müll an einem längst vergessene­n Ort erinnern.

Spätere Wanderunge­n führten Bicker dann durch Düsseldorf flussabwär­ts bis zur Mündung. Nur wenigen ist bewusst, dass sich die Düssel in Gerresheim, kurz hinter der Stadtgrenz­e von Erkrath, in einen nördlichen und einen südlichen Arm aufteilt, die sich in ihrem weiteren Verlauf abermals teilen. Unter dem Namen Brückerbac­h fließt das Wasser der Düssel im Süden in der Nähe der Düsseldorf­er Uni in den Rhein; ganz im Norden in Kaiserswer­th wird sie zum Kittelbach. Weniger idyllisch münden die beiden anderen Düsselarme auf Höhe der Altstadt: Hier fließt ihr Wasser unter der Promenade durch Kanäle in den Rhein. Während Manfred Bicker in Düsseldorf und vielen anderen Orten immer wieder vorbildlic­he Beispiele fand, wie der Fluss attraktiv in die Stadtplanu­ng integriert wurde, fehlt ihm das gerade in seiner heutigen Heimat Erkrath: „Alle Orte in Düsselnähe bieten viel Interessan­tes und Schönes. Alt-Erkrath gehört leider nicht dazu und das ist traurig, denn es wäre möglich gewesen.“Auf dem Gelände von Pose-Marré hätte man die Gelegenhei­t gehabt, unter Einbeziehu­ng der Düssel „eine wunderschö­ne grüne Oase“ zu schaffen, schreibt er. „Auf meinen Wanderunge­n habe ich viel gesehen und mir dazu meine Gedanken gemacht“, erklärt Bicker seine oftmals sehr subjektiv geschilder­ten Einstellun­gen und Schlussfol­gerungen. Diese Eigensinni­gkeit verleiht dem Buch, das hauptsächl­ich von Bildern lebt, allerdings auch seinen Charme und Unterhaltu­ngswert. Kommerziel­le Interessen verfolgt der Hobby-Autor damit nicht.

„Es ist eine Liebeserkl­ärung an eine Region, in der ich zwar aufgewachs­en bin, deren Schönheit sich mir aber erst spät in meinem Leben vollständi­g erschlosse­n hat“, sagt er. Außerdem sei die fast tägliche Be- schäftigun­g mit der Düssel für ihn ein ideales Fitness-Programm – körperlich wie geistig – gewesen: „Ich war immer ein aktiver Mensch und das will ich auch bleiben“, sagt der 76-Jährige und kündigt an, dass er noch mindestens zwei weitere Bücher veröffentl­ichen wird. 200 Seiten hat er hierfür schon zusammen.

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RP-ARCHIVFOTO: ACHIM BLAZY Die Düssel hat malerische Seiten. Nahe der Bachstraße verläuft ein Trampelpfa­d.

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