Rheinische Post Mettmann

Schafe bekommen die Sommerfris­ur

- VON ANNA WOZNICKI FOTO: STEPHAN KÖHLEN

Beim Scherfest der Schäferei Lamberti in Düssel kommt die Wolle ab.

WÜLFRATH Zeit für einen Sommerhaar­schnitt! Immerhin steigen die Temperatur­en jetzt, also: Weg mit der ganzen Wolle. Immer wieder geht Dirk Heye mit der Schermasch­ine durch das dichte Fell. Wie verwandelt sehen die Schafe nach dem Friseurbes­uch aus. Das ist mal ein Schnitt, der wirklich schlank macht. Als Dank gibt es ein lautes Blöken und ab geht es wieder auf die Weide.

Beim Scherfest am Donnerstag am Voisberger Weg in Düssel gab es viel zu entdecken und zu lernen. Wie verlieren Schafe eigentlich ihre Wolle? Was kann man daraus herstellen? Und warum sind die Vierbeiner für die Natur viel schonender, als ein Rasenmäher? Die Schäferei Lamberti bot in Zusammenar­beit mit der Stadt und dem Imkerverei­n Wülfrath einen bunten Nachmittag rund ums Schaf.

„Wir möchten den Menschen so die Natur und unser Handwerk nahe bringen. Durch das Grasen der Schafe bleibt die Natur artenreich. Wenn die Schafe wandern, säen sie neue Gräser und Pflanzen aus. Das ist Landschaft­spflege der besten Art“, sagt Ophelia Nick, die gemeinsam mit Stefanie Lamberti die Schafe hütet. Kissen, Seife und vieles mehr: Natasche Padilla zeigt mit ih- rem Nähhandwer­k, was dann daraus werden kann. Die drei Frauen und ihre Familien betreiben das alte Handwerk hauptsächl­ich aus idealistis­chen Gründen. Stefanie Lamberti: „Die Natur, unsere Kinder und die Tiere. Eine wichtige Verbindung. Damit stehen wir hinter einer bäu- erlichen, ökologisch­en Landwirtsc­haft, dem Respekt vor der Natur und der Kreatur, für Handwerk und Wissen.“

Die Schäferin ist hauptberuf­lich Krankensch­wester, Ophelia Nick Tierärztin und Politikeri­n. „Wir verkaufen das Fleisch, die Felle, die Wolle und die daraus entstanden­en Produkte. Leben kann man von diesem Handwerk alleine aber heutzutage nicht mehr.“

Neben der Wiese in Düssel grasen die Schafe außerdem noch auf der städtische­n Fläche am Tulpenweg. Auch hier soll eine schonende Be- weidung und Entbuschun­g ermöglicht werden, so dass sich eine artenreich­e Tier- und Pflanzenwe­lt entwickeln kann. Durch den Einsatz der heimischen Schafrasse­n findet ein aktiver Schutz ursprüngli­cher Naturräume statt. „Unsere Schafe haben immer großes Publikum. Gerade abends kommen die Menschen, um mit ihren Kindern der Herde beim Grasen zuzuschaue­n“, sagt Ophelia Nick.

Und auch das Scherfest zieht viele Besucher an. Neben der zweimal stattfinde­nden Schafschur, können die Kinder malen und Bienenhäus­er basteln, und auch für das leibliche Wohl ist gesorgt. Viel zu lernen gibt es außerdem: Anhand von Infozettel­n erfährt der Besucher, wer noch auf der idyllische­n Wiese lebt: Die Feldgrille, die Feldlerche und die Zebraspinn­e zum Beispiel.

Linna (6) ist begeistert vom Scherfest: „Und ich dachte, die Wolle der Schafe fällt von alleine aus. Dass die Schafe einen eigenen Friseur brachen, ist lustig. Der neue Schnitt steht ihnen aber.“

„Durch das Grasen der Schafe bleibt die Natur artenreich – das ist Landschaft­spflege

der besten Art“

 ??  ?? Es kommt auf die richtigen Handgriffe an. Dirk Heye und Stefanie Lamberti zeigen beim Fest der Schäferei Lamberti in Düssel, wie ein Schaf geschoren wird.
Es kommt auf die richtigen Handgriffe an. Dirk Heye und Stefanie Lamberti zeigen beim Fest der Schäferei Lamberti in Düssel, wie ein Schaf geschoren wird.

Newspapers in German

Newspapers from Germany