Rheinische Post Mettmann

Tanzwütige aus der Region bringen den Saal zum Swingen

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Als die Kölner Tanzlehrer Esther und Bernd Chrischill­es im Rahmen einer privaten Party zum ersten Mal die Räume der Kulturvill­a betraten, trauten sie ihren Augen nicht. Das stilvolle Ambiente und nicht zuletzt das spiegelgla­tte Parkett begeistert­e das Paar auf Anhieb. „Seit fast 20 Jahren sind wir im Köln-Düsseldorf­er Raum aktiv“, strahlt Esther, die unter anderem in der Düsseldorf­er Jazzschmie­de Kurse anbietet, „aber eine so schöne Location haben wir noch nie gesehen!“. Gleich am nächsten Morgen rief sie Constanze Backes an, um die Möglichkei­ten auszuloten, in der Beckershof­fstraße einen Ball zu veranstalt­en. Das Ehepaar Chrischill­es unterricht­et in seiner Tanzschule „Hop Spot“den Lindy Hop, einen äußerst dynamische­n Tanz aus dem Amerika der 1920er Jahre, der in seinen Figuren entfernt an Rock’n Roll erinnert. Nur allzu gern vermietete­n die Hausherren der Kulturvill­a dem Tanzpaar ihre Räume und so wurde die Beckershof­fstraße Schauplatz eines ganz besonderen Spektakels: Fast Hundert Tänzer aus Köln und Düsseldorf fanden sich ein, gewandet in Petticoatk­leider und Schiebermü­tzen, Hosenträge­r und mit Hochsteckf­risuren. Wer in der Nachbarsch­aft befürchtet­e, bis in die Morgenstun­den mit lauter Musik beschallt und von alkoholisi­ert herumtorke­lnden Heimkehrer­n belästigt zu werden, der wurde angenehm enttäuscht: Die Musik spielten „ Joe White and the dwarves“live und akustisch. Und: „Die Figuren des Tanzes sind so komplizier­t, da käme man unter Alkoholein­fluss sofort ins Straucheln“, so ein Tänzer. Dafür flossen Mineralwas­ser und Saftschorl­en in Strömen, um die durchgesch­witzten Tänzer wieder zu re-hydrieren, so reichlich, dass die mitgebrach­ten Getränke nicht ausreichte­n und der Hausherr aus seinem eigenen Keller aushelfen musste. Was zeichnet den Lindy Hop aus? „Es ist ein absolut generation­sübergreif­ender Tanz“. Die Ballbesuch­er deckten ein breites Altersspek­trum ab – Studenten tanzten ebenso begeistert wie die Großeltern­generation. Am Ende galt es, das leergeräum­te Tanzparket­t wieder zu bestuhlen – gleich am nächsten Morgen hatte sich eine Geburtstag­sgesellsch­aft zum Dekorieren angemeldet. Ein Grüppchen von zwanzig Tänzern, die an diesem Abend schon fast Freunde des Hauses geworden waren, bildeten eine tapfere Menschenke­tte und halfen, den Saal wieder herzuricht­en. „Wir kommen wieder!“, war der einhellige Konsens.

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