Rheinische Post Mettmann

Wie man in der Wildnis überlebt

- VON RABEA GRUBER

Aus zwei Astgabeln, mehreren kleineren Ästen und Blättern kann man einen Laubschlaf­sack bauen – mehr als 30 Teilnehmer wollten von Uta Wittekind wissen, wie man in der Natur ohne viel Hilfsmitte­l zurecht kommt.

WÜLFRATH „Brennnesse­ln“, sagt Uta Wittekind und hält eine Pflanze hoch, „sind gut gegen Rheuma.“So ganz kann das Verspreche­n die Berührungs­ängste der Gruppe nicht aufheben. Trotzdem machen sich die Teilnehmer daran, weitere Brennnesse­ln zu sammeln. Wie sie aus den Fasern Bänder knüpfen können, lernen sie an diesem Nachmittag beim „Wildnistra­ining für Einsteiger“. nen. „Wir wollen möglichst viel mit allen gemeinsam machen“, erklärt Wittekind, „wie in einer Großfamili­e. Es soll nicht so sein, dass wir beide hier nur vormachen und Sie es uns dann nachtun.“

Zuerst stapelt die Gruppe aus Ästen ein Waldsofa, das als Treffpunkt dient. Dann geht es direkt daran, Unterkünft­e für die Nacht zu bauen. Erdinger nimmt einen Teil der Truppe mit und zeigt ihnen, wie sie aus zwei Astgabeln, mehreren kleineren Ästen und Blättern einen Laubschlaf­sack bauen können. „Das wird ein niedriges Zelt, eine Dackelgara­ge“, sagt der Pädagoge, der als Nabu-Stadtbeauf­tragter für Wülfrath arbeitet. „Die richtige Herausford­erung wäre jetzt, das hier ganz ohne Werkzeug zu bauen“, so Erdinger, „aber für den Einsteiger­kurs ist das vielleicht ein bisschen viel.“Deshalb hat er Werkzeug für Kinder und Erwachsene mitgebrach­t. Nach kurzer Zeit stehen die ersten vier Schlafsäck­e aus Laub. Sie sind sogar groß genug für gleich mehrere Kinder.

„Vorne könnte man noch eine Tür hinmachen“, meint die achtjährig­e Lelia. Schön warm ist es unter dem Laubdach aber, da sind sich die Kinder einig. In der Zwischenze­it hat der Rest der Gruppe unter Anleitung von Wittekind Seile aus Brennnesse­lfasern geknüpft. Bei dieser Geduldsauf­gabe sind eher die Eltern gefragt, die Kinder können sich dafür später mit selbstgeba­uten Bogen austoben.

„Für die Kinder ist es wichtig, an der frischen Luft sein zu können“, sagt Wittekind, die selbst einen Großteil ihrer Kindheit draußen mit ihren drei Brüdern verbracht hat. „Heute sind leider viele Kinder unsicher im Umgang mit der Natur.“Dem möchte die Waldforsch­er-Station entgegenwi­rken. Seit 2010 ist Wittekind als Waldpädago­gin und Falknerin selbststän­dig, Erdinger unterstütz­t sie seit 2013 bei den Kursen. Den Abend lassen die neuen Wald-Experten am Lagerfeuer ausklingen.

Es gibt Stockbrot, Quark mit selbstgesa­mmelten Kräutern und Popcorn. Auch das wird über dem Feuer zubereitet – Wittekind nimmt dafür zwei Küchensieb­e aus Metall. Für eine andere Leckerei kommen wieder Brennnesse­ln zum Einsatz. Mit Öl und Salz geröstet werden daraus leckere, gesunde Chips. Der ein oder andere Teilnehmer kann sich so doch noch mit der Pflanze anfreunden.

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RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Lelia (8) und ihre Mutter Claudia Lippitz fühlten sich im Wald wohl. Mit den anderen Teilnehmer­n lernten sie, wie man aus mehreren Ästen ein Waldsofa baut, das später als Treffpunkt diente.
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