Rheinische Post Mettmann

Zu Besuch in der Welpenschu­le

- VON DIRK NEUBAUER

Der Hundeplatz befindet sich an der Düsseldorf­er Straße 238 auf dem Gelände der Baumschule Pusch.

METTMANN Schon sehr bald wird Roxana ihre Vorderpfot­en auf das Gartentor legen und – auf den Hinterbein­en stehend – dem Gast in die Augen schauen. Doch jetzt ist sie ein schwarzwol­liges Häuflein Elend. Die Riesenschn­auzer-Dame in spe hat ihrem Frauchen – pardon – ins Auto gebrochen. Und auf die Wiese mit den drei anderen Welpen hat sie überhaupt keine Lust. Schon schmilzt Frauchen vor Mitleid dahin und will einen Rückzieher machen. Doch Hundetrain­erin Monika Preuschoff öffnet die Pforte und setzt Roxana zwischen zwei Mischlings- und einem Collie-Welpen ab. Die Überraschu­ng: Roxana mault nicht, sondern hockt sich – beobachten­d und schnüffeln­d - neben Preuschoff ins Gras. Denn das scheint ja hier die Chefin des Rudels zu sein.

„Nach ein paar Minuten Eingewöhnu­ngszeit wird ihr Welpe mit den anderen über die Wiese tollen“, verspricht Thomas Könnecke, Inhaber der Hundeschul­e „FAIRplay“. Die Hundebesit­zerin schaut skeptisch. Und als ein schwarzes, knurrendes Wutknäuel ihren Liebling tüchtig knufft, will sie eingreifen. „Stopp!“ruft Trainerin Preuschoff, „Roxana leidet nicht, das kann man sehen.“Tatsächlic­h: Der Schweif steht steil nach oben. Rangelei unter Gleichaltr­igen angenommen – und wieder lernt ein Hund im Spiel, was er sich zutrauen kann und was sein Platz im Rudel ist. Genau das ist die Idee, die Thomas Könnecke mit dem neuen Welpenplat­z verfolgt. Zwei Mal pro Woche ist er für jeweils eine Stunde geöffnet. 1.200 Quadratmet­er Gelände stehen zur Verfügung. Es ist aufgeteilt in vier Ausläufe mit Sandkästen zum Buddeln, Spielzeug, einem Planschbec­ken. Die vierbeinig­en Racker können nach Alter und Größe voneinande­r getrennt werden. „Hunde sind Rudeltiere, werden aber beim Züchter bereits nach sechs bis acht Wochen verkauft – also aus dem angestammt­en Rudel entfernt.“Die fol- genden Wochen sind enorm wichtig für die Entwicklun­g des Hundes. Laut Könnecke schließt sich in der 16., 18., 20. Lebenswoch­e das Lernfenste­r für die Sozialisat­ion des jungen Hundes. Bis dahin sollte er einiges erfahren haben. „Dabei geht es um einerseits um banale Dinge. Der Hund lernt, dass seinesglei­chen nicht immer so aussehen muss wie die Mutter oder die Geschwiste­r, sondern dass es kleine, mittlere und große Hunde gibt. Freundlich­e und ruppige. Es geht aber auch um Selbstvert­rauen und Mut. Und darum, das Verhältnis zu seinen Menschen zu festigen.“

Denn die pflegen, angesichts niedlicher Welpen häufig völlig aus dem Häuschen zu geraten und benehmen sich aus Vierbeiner­s Sicht extrem merkwürdig. Aus der Sorge heraus, bei dem kleinen Wesen etwas falsch zu machen, zeigen sich die Halter unsicher, ängstlich, übervorsic­htig. Doch wer würde schon mit solch einem Rudelführe­r in den nächsten Straßenkam­pf ziehen? Also übernimmt der Vierbeiner die Führung. Und schon geht wieder etwas schief im Verhältnis von Zweizu Vierbeiner. „Sie verwalten das Futter, die Bewegungse­inheiten, die Zuneigung“, sagt Hundetrain­erin Preuschoff. Über diese drei Dinge könne man sich zum wichtigste­n Menschen für den Hund machen. „Und wenn er nicht Gassi gehen will?“. Preuschoff schmunzelt: „Dann tragen sie ihn die ersten Meter, falls nötig.“Oder ziehen an der Leine. Wichtig ist, klar zu machen, dass Herrchens Wille gilt. Das hat an diesem Abend auch Riesenschn­auzerwelpe Roxana gelernt. Begeistert hat sie mit den anderen gespielt. War mal Chefin und mal Untergeben­e. Und tappt nun müde zu dem Auto, das immer noch ein bisschen streng riecht.

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FOTO: PRIVAT Die jungen Hunde lernen im gemeinsame Spiel das soziale Verhalten. Wichtig, so die Trainer, ist, dass die Hundehalte­r dem Tier früh klar machen, wer der Herr ist.

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