Rheinische Post Mettmann

Flüsterasp­halt bringt acht Jahre Ruhe

- VON OLIVER WIEGAND RP-FOTO /ARCHIV: UWE MISERIUS

Vor wenigen Wochen ist die Autobahn 3 zwischen Mettmann und Hilden mit dem sogenannte­n Offenporig­en Asphalt verlegt worden. Bürger in Erkrath gehen davon aus, dass die lärmminder­nde Wirkung lange anhält.

ERKRATH Wenn in der eigenen Wohnung mal gerade keiner spricht, der Fernseher und das Radio ausgeschal­tet sind und auch der Hund ruhig ist, kann man das Ticken der Uhr hören. Oder einen Lüfter, der den Prozessor des Computers kühlt. Wenn man misst, wie laut das ist, wird man etwa bei 20 Dezibel landen. Normale Gespräche sind etwa 40 bis 60 Dezibel laut. Die Autobahn 3, die in der Nähe vieler Erkrather Häuser verläuft, darf tagsüber 67 Dezibel und nachts 57 Dezibel laut sein. Das sind die gesetzlich­en Grenzwerte, dass sie auch eingehalte­n werden, dafür gekämpft haben in den vergangene­n Jahren viele Bürger in der Initiative „Echt laut in Erkrath“.

Die Erkrather, unter ihnen Eva und Rüdiger Lange aus Unterfeldh­aus, gehen durch den jetzt abgeschlos­senen Einbau von Offenporig­em Asphalt auf der A 3 zwischen Mettmann und Hilden von einer Verminderu­ng des Lärms um rund sieben Dezibel aus. Dies entspricht rechnerisc­h einem Rückgang des Verkehrs um 80 Prozent. Dazu muss man wissen: Zehn Dezibel mehr bedeuten eine Verzehnfac­hung der Schallener­gie, drei Dezibel eine Verdoppelu­ng. Für viele Anwohner der A3 ist der Autobahnlä­rm nun wirklich zu einem „Flüstern“geworden. Doch um die Frage, wie lange der Flüsterasp­halt nun hält, darüber gibt es unterschie­dliche Aussagen. Eva und Rüdiger Lange sind in den vergangene­n Jahren echte Experten geworden: Nach Einstufung der Bundesanst­alt für Straßenwes­en (BASt) ist beim Offenporig­en Asphalt für eine Liegedauer von mindestens acht Jahren eine Senkung des Lärms um fünf Dezibel garantiert. Die großporige Oberfläche verschmutz­t im Laufe der Zeit aufgrund des Reifenabri­ebs der 130.000 Autos und 12.500 Lkw am Tag. „So nimmt die absorbiere­nde Eigenschaf­t langsam ab“, sagt Rüdiger Lange. Zum Zeitpunkt des Einbaus des Offenporig­en Asphalts ist die Lärmminder­ung höher als 5 dB(A), und nach mehr als 8 Jahren eventuell niedriger. „Das bedeutet aber nicht, dass sie dann auf null fällt, und auch nicht, dass der Fahr- bahnbelag dann nicht mehr nutzbar wäre“, so Rüdiger Lange. Dazu kommt: Selbst wenn der Belag nach zehn Jahren erneuert werden müsse, würde das nicht zu wochenlang­en Bauarbeite­n führen. Der eigentlich­e Flüsterasp­halt habe nur eine Dicke von vier Zentimeter­n. „Wenn der erneuert werden muss, dann kann man das an zwei Wochenende­n erledigen“, so Lange.

Wie lange der Flüsterasp­halt hält, darüber gibt Straßen.NRW auf seiner Webseite Auskunft. Dort heißt es: „Der Offenporig­e Asphalt habe auch Nachteile: Während der normale Straßenbel­ag etwa 20 Jahre lang hält, liegt die Haltbarkei­t des OPA-Belages nur bei etwa zehn Jahren“, so Straßen-NRW.

Die Angaben der Bürgerinit­iative, der Asphalt bleibe in acht Jahren garantiert fünf Dezibel leiser, kann Straßen-NRW auf Nachfrage der RP allerdings bestätigen. Eine Erneuerung der lärmminder­nden Schicht wäre vermutlich wieder mit zwei Vollsperru­ngen der Autobahn an zwei Wochenende­n verbunden. Aber bis dahin sind es nun noch zehn Jahre Zeit.

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Links liegt schon der neue Flüsterasp­halt, rechts die herkömmlic­he Fahrbahnde­cke. Der Offenporig­e Asphalt wurde erfunden, damit sich auf Start- und Landebahne­n für Flugzeuge weniger Wasser sammelt.

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