Rheinische Post Mettmann

In Bonn werden Werke aus der Sammlung Gurlitt aufwendig restaurier­t.

- VON KIRSTEN BIALDIGA UND THOMAS REISENER

Seite C 1

DÜSSELDORF Armin Laschet (CDU) ist neuer Ministerpr­äsident des Landes Nordrhein-Westfalen. „Herr Präsident, ich nehme die Wahl an“, erklärte der 56-jährige Aachener gestern um 15.41 Uhr und löste in genau diesem Augenblick als elfter Ministerpr­äsident des bevölkerun­gsreichste­n Bundesland­es seine Vorgängeri­n Hannelore Kraft (SPD) ab. Kraft hatte das Land zuvor sieben Jahre lang regiert.

In einer kurzen Ansprache nach seiner Vereidigun­g sagte Laschet: „Ich glaube, dass man nie vergessen darf, woher man kommt, von wem man eigentlich diesen Auftrag erhalten hat und dass es ein Auftrag auf Zeit ist.“Laschet dankte seiner Vorgängeri­n für die Fairness im Wahlkampf und eine „vorbildlic­he Amtsüberga­be“.

Der bisherige CDU-Fraktionsc­hef im Landtag, der weiterhin auch die Landes-CDU führen wird, setzte sich im ersten Wahlgang mit einer absoluten Mehrheit von 100 Stimmen durch. Das entspricht exakt den Stimmen, über die das neue Regierungs­bündnis aus CDU und FDP im NRW-Landtag verfügt. Damit kann Laschet jetzt die derzeit einzi- ge schwarz-gelbe Regierung in Deutschlan­d bilden. Drei Parlamenta­rier aus den Reihen der SPD waren verhindert. Von den übrigen 196 Abgeordnet­en stimmten 78 gegen Laschet, zwei enthielten sich und 16 gaben ungültige Stimmen ab. Die AfD ist im neuen Landtag mit 16 Abgeordnet­en vertreten, die SPD mit 69 und die Grünen mit 14.

Dass die Fraktionen von CDU und FDP bei der geheimen Wahl offensicht­lich geschlosse­n hinter Laschet standen, gilt als Vertrauens­beweis. Im Vorfeld hatte es Spekulatio­nen gegeben, Abweichler aus den eige- nen Reihen könnten Laschet in einen zweiten Wahlgang zwingen. Angesichts der hauchdünne­n Mehrheit von Schwarz-Gelb im NRWLandtag wird der neue Ministerpr­äsident sich auch bei seinen Gesetzesvo­rhaben auf die Disziplin der beiden Fraktionen verlassen müssen, wenn er nicht auf die Opposition angewiesen sein will.

Laschet, der in einem betont katholisch­en Elternhaus aufwuchs, schwor, dass er seine „ganze Kraft dem Wohle des Landes NordrheinW­estfalen widmen“werde. Seine Vorgänger hatten sich in der Eidesforme­l noch „dem Wohle des deutschen Volkes“verpflicht­et. Vor knapp einem Jahr hatte der Landtag die Eidesforme­l geändert – als integratio­nspolitisc­hes Signal.

Die Minister der neuen Landesregi­erung will Laschet morgen bekannt geben. Sie sollen am Freitag vereidigt werden. Die CDU wird neun und die FDP drei Minister stellen. Während Laschet die CDU-Minister bis morgen geheim halten will, sind die Köpfe der FDP schon bekannt: Joachim Stamp (47) soll als Vize-Ministerpr­äsident die Verantwort­ung für die Themen Integratio­n und Familie übernehmen, Andreas Pinkwart (56) für Digitalisi­erung und Wirtschaft sowie Yvonne Ge- bauer (50) für Schule. Bei der CDU gilt Karl-Josef Laumann (59) als gesetzt. Als wahrschein­liche CDU-Kabinettsm­itglieder gelten ferner Ina Scharrenba­ch (40), Lutz Lienenkämp­er (48), Christina Schulze Föcking (40) und Bodo Löttgen (58).

Bei einem Landespart­eitag am Wochenende in Neuss hatte Laschet versproche­n, schon im Juli und damit noch vor der Sommerpaus­e des Parlamente­s die ersten politische­n Weichen zu stellen. Unter anderem sollen die Gymnasien im Streit um das Turbo-Abi schnell Planungssi­cherheit bekommen: CDU und FDP wollen das Abitur nach neun Jahren (G9) in NRW wieder zum Regelfall machen.

Als Regierungs­motto rief Laschet gestern aus: „Den Menschen im Land zuhören – auch, wenn es unangenehm ist, auch, wenn es weh tut, auch fernab der Landeshaup­tstadt.“Die schwarz-gelbe Regierung werde für die Interessen des Industrie-, Transit-, Energie- und Einwanderu­ngslandes NRW auch in Berlin und Brüssel kämpfen, versprach Laschet. Zum Schluss seiner Ansprache grüßte er mit den Worten: „Glück auf für Nordrhein-Westfalen. Gottes Segen für unser Land.“Leitartike­l Nordrhein-Westfalen

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany