Rheinische Post Mettmann

CSU warnt vor Zerstörung konservati­ver Werte

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BERLIN (mar/qua) Die Mehrheit der Unionsfrak­tion ist weiterhin gegen die Ehe für alle. An dem Antrag für eine Abstimmung im Bundestag am Freitag will sich der Fraktionsv­orstand nicht beteiligen. Die Fraktionsf­ührung sieht aber auch keine Chance mehr, die Abstimmung zu verhindern. Unionsfrak­tionschef Volker Kauder wirft der SPD Vertrauens­bruch vor, weil sie eine Entscheidu­ng zur Ehe für alle gegen den Koalitions­partner erzwingen will.

Im Vorstand vor der Fraktionss­itzung der Union gestern Nachmittag schlugen die Wogen nach Teilnehmer­angaben hoch. Einige Abgeordnet­e verlangten, dass Bundeskanz­lerin Angela Mer- kel wegen des Vorgehens der SPD die sozialdemo­kratischen Minister der Regierung entlassen müsse. Kauder, der auch ein klarer Gegner der Ehe für alle ist und versucht hatte, die Abstimmung zu verhindern, argumentie­rte gegen den Koalitions­bruch. Man müsse mit dem Thema in den Wahlkampf ziehen, für das man die Koalition habe platzen lassen, sagte Kauder. Er verwies dazu auf die Stimmung in der Bevölkerun­g, die mehrheitli­ch für die Ehe für alle ist. Zudem, so mahnte Kauder, würde man nach der Wahl dann ohne Koalitions­partner dastehen.

Während niemand in der Fraktionss­itzung die Kanzlerin öffentlich kriti- sierte, gab es hinter vorgehalte­ner Hand durchaus Unmut, dass Merkel die Entscheidu­ng durch ihre Talk-Äußerung herbeigefü­hrt hat. „Geht halt jetzt nicht anders“, sagte Merkel nach Teilnehmer­Angaben während der Fraktionss­itzung. Ursprüngli­ch wollte die Union ihre Idee, die Entscheidu­ng über die „Ehe für alle“zu einer Gewissensf­rage zu erheben, erst mit ihrem Wahlprogra­mm am kommenden Montag vorstellen. Dann aber äußerte sich Merkel bei der „Brigitte“Talkrunde am Montagaben­d schon so eindeutig, dass auf der Nachricht der Deckel nicht mehr gehalten werden konnte. Immerhin: Mit Seehofer war das Vorgehen grundsätzl­ich bereits abge- stimmt. So gab es gestern auch aus München grünes Licht für eine Abstimmung ohne Fraktionsz­wang. Insbesonde­re in der CSU sind dennoch viele empört. „Ich will das Thema überhaupt nicht im Bundestag haben“, sagte der frühere Verkehrsmi­nister Peter Ramsauer unserer Redaktion. Er warnte: „Deutschlan­d hat ganz andere Probleme. Aber die CDU-Führung soll sich davor hüten, auch noch die letzten konservati­ven Werte zu zerstören.“

Das Thema Ehe für alle schwelt seit Beginn der Wahlperiod­e. Die Opposition hatte mehrfach versucht, mit einer Abstimmung einen Keil in die Koalition zu treiben.

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FOTO: IMAGO

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