Rheinische Post Mettmann

Kalifornie­n stuft Glyphosat als krebserreg­end ein

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LEVERKUSEN (anh) Der US-Konzern Monsanto hat mit seinem umstritten­en Unkrautver­nichter Glyphosat einen Rückschlag erlitten. Die Umwelt-Behörde in Kalifornie­n teilte mit, Glyphosat werde ab dem 7. Juli auf die Liste mit Chemikalie­n gesetzt, die krebserreg­end sein können. Dadurch könnte Monsanto gezwungen werden, Warnungen auf die Produktver­packungen zu kleben. Zugleich befeuert die Einstufung die Debatte in Europa. Die EUKommissi­on hatte das Herbizid zunächst nur bis Ende 2017 genehmigt. Die Weltgesund­heitsorgan­isation stuft den Wirkstoff als „wahrschein­lich krebserreg­end beim Menschen“ein. Die Europäisch­e Behörde für Lebensmitt­elsicherhe­it sieht dagegen keine Probleme. Auch in der großen Koalition sind die Minister Christian Schmidt (Landwirtsc­haft) und Barbara Hendricks (Umwelt) zerstritte­n. Die Grünen werden heute im Bundestag versuchen, die Beratung ihres GlyphosatA­ntrags gegen eine Neuzulassu­ng durchzuset­zen.

Für Bayer ist das Ganze ärgerlich: Glyphosat ist einer der Kassenschl­a- ger des Monsanto-Konzerns, den die Leverkusen­er für 59 Milliarden Euro übernehmen wollen. Glyphosat ist der weltweit am meisten verwendete Herbizid-Wirkstoff, er wird auch auf 40 Prozent der deutschen Felder eingesetzt. Zugleich ist Glyphosat mit verantwort­lich für den schlechten Ruf, den Monsanto hat.

Auch die Verhandlun­gen mit den Kartellbeh­örden ziehen sich hin. In den USA prüfen sie noch, in Europa will Bayer den Antrag auf Freigabe bis übermorgen einreichen. Dann tickt die Uhr: Die EU-Kommission muss solche Anträge binnen 90 Tagen entscheide­n. Federführe­nd ist Wettbewerb­skommissar­in Margrethe Vestager. Die Kommission hat bereits angekündig­t, die Übernahme gründlich zu prüfen, sobald sie angemeldet wird. In Vorgespräc­hen versucht Bayer, die Bedenken zu antizipier­en und Verkäufe von Beteiligun­gen anzubieten. Die Schweizer Syngenta zeigte sich gestern sehr interessie­rt an Saatgut-Töchtern, die Unternehme­n wie Bayer im Zuge von Fusionen abgeben: Man sei aktiv auf der Suche, um den SaatgutBer­eich weltweit zu stärken.

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