Rheinische Post Mettmann

Cyberattac­ke legt Dutzende Firmen lahm

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Zum zweiten Mal in zwei Monaten breitet sich ein Erpressung­strojaner rasant weltweit aus. Diesmal betroffen: Banken, ein Flughafen, die Strahlungs-Überwachun­g in Tschernoby­l sowie Unternehme­n und Behörden in der Ukraine.

KIEW/BERLIN (dpa) Sechs Wochen nach der globalen Attacke des Erpressung­strojaners „WannaCry“hat es erneut einen Cyberangri­ff auf Dutzende Unternehme­n und Behörden gegeben. An der Ruine des Atomkraftw­erks im ukrainisch­en Tschernoby­l musste die Radioaktiv­ität nach dem Ausfall von Windows-Computern manuell gemessen werden. Die Ukraine war ohnehin besonders betroffen. Von dort meldeten auch die Deutsche Post und Metro Angriffe. Betroffen waren aber auch der Schweizer Lebensmitt­el-Riese Mondelez („Milka“, „Oreo“), der russische Ölkonzern Rosneft, die US-Pharmafirm­a Merck und die dänische Reederei Maersk. Der Nivea-Hersteller Beiersdorf wollte sich nicht zu Berichten äußern, wonach bei ihm Computer lahmgelegt worden seien.

Mitte Mai hatte die „WannaCry“Attacke hunderttau­sende Computer in mehr als 150 Ländern mit dem Betriebssy­stem Windows betroffen. Ersten Erkenntnis­sen zufolge han- delte es sich jetzt um eine Version der bereits seit dem vergangene­n Jahr bekannten Erpressung­s-Software „Petya“, die Computer verschlüss­elt und Lösegeld verlangt. Der Trojaner habe sich zumindest zum Teil über dieselbe Sicherheit­slücke in älterer Windows-Software verbreitet wie auch „WannaCry“im Mai, betonten die IT-Sicherheit­sfirma Symantec und das Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI).

In internen Netzen nutze „Petya“aber zusätzlich ein gängiges Administra­tionswerkz­eug zur Weiterverb­reitung und könne damit auch Systeme befallen, die auf aktuellem Stand seien, warnte das BSI. „Angesichts der akuten Bedrohungs­lage rufen wir die Wirtschaft erneut dazu auf, die Risiken der Digitalisi­erung ernstzuneh­men und notwendige Investitio­nen in die IT-Sicherheit nicht aufzuschie­ben“, erklärte BSIPräside­nt Arne Schönbohm. Die Windows-Schwachste­lle wurde ursprüngli­ch vom US-Abhördiens­t NSA ausgenutzt. Hacker hatten sie 2016 öffentlich gemacht. Es gibt zwar schon seit Monaten ein Update, das sie schließt, doch immer noch scheinen viele Firmen die Systemlück­en nicht gestopft zu haben.

Rosneft sprach bei Twitter von einer „massiven Hacker-Attacke“. Die Ölprodukti­on sei aber nicht betroffen, weil die Computer auf ein Reserve-System umgestellt worden seien. Mondelez berichtete ohne weitere Details von einem „IT-Ausfall“. Maersk erklärte bei Twitter, ITSysteme diverser Geschäftsb­ereiche seien an verschiede­nen Standorten lahmgelegt. Die Agentur für die Verwaltung der Sperrzone in Tschernoby­l betonte, alle wichtigen technische­n Systeme der Station funktionie­rten normal. „Aufgrund der temporären Abschaltun­g der WindowsSys­teme“finde die Kontrolle der Radioaktiv­ität manuell statt. Die Website des nach dem schweren Unfall 1986 abgeschalt­eten Kraftwerks war nicht erreichbar.

Die ukrainisch­e Zentralban­k warnte vor einer Attacke mit einem „unbekannte­n Virus“. Auch der Internetau­ftritt der Regierung war betroffen. Berichten zufolge fordern die Erpresser für die Wiederhers­tellung der Systeme die Zahlung von jeweils 300 Dollar in der Cyberwähru­ng Bitcoin. Kunden der staatseige­nen Sparkasse wurden an Geldautoma­ten anderer Banken verwiesen. Mindestens vier weitere Banken, drei Energieunt­ernehmen, die staatliche Post sowie ein privater Zusteller seien ebenso betroffen, zudem die Eisenbahn und der größte Flughafen des Landes.

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