Rheinische Post Mettmann

Telekom hat in Großstädte­n die Marktführu­ng verloren

- VON REINHARD KOWALEWSKY

BONN/DÜSSELDORF Der Ex-Monopolist Deutsche Telekom ist mittlerwei­le in keiner größeren Stadt Deutschlan­ds wichtigste­r Anbieter im Festnetz. Diese Bilanz knapp 20 Jahre nach Beginn der Liberalisi­erung im deutschen Telefonmar­kt zog Vorstandsc­hef Tim Höttges vor der Wirtschaft­spublizist­ischen Vereinigun­g (WPV) in Düsseldorf. Diese Entwicklun­g bestätige, dass es falsch sei, die Telekom als einzigen Anbieter weiter hart zu regulieren.

Für die Zukunft forderte Höttges, dass die Kabelnetz-Firmen ihre Netze ebenso für die Nutzung durch Wettbewerb­er freigeben müssen wie die Telekom. Dann könnten die Bonner in den Städten vom besonders schnellen Übertragun­gstempo wie bei Unitymedia profitiere­n. Wenn der Staat wolle, dass die Telekom ernsthaft in superschne­lle Glasfasera­nschlüsse bis in Privat- häuser investiere, müsse es dafür eine weniger harte Regulierun­g als bisher geben „Es kann nicht sein, dass wir bis zu 2000 Euro pro Anschluss investiere­n und Vodafone dann unsere Glasfaser günstig einkauft und vermarktet. Das wäre wirtschaft­liches Harakiri.“

Höttges kritisiert­e, dass in Europa Fusionen zwischen den vielen national zersplitte­rten Telefonunt­ernehmen sehr schwierig seien. Die USA hätten es dagegen geschafft, in der Telekommun­ikation einen einheitlic­hen Markt für 330 Millionen Bürger zu schaffen, in dem nur vier Mobilfunke­r landesweit aktiv sind.

Einen Kommentar verweigert­e der aus Solingen kommende Manager auf die Frage, ob der sehr erfolgreic­he Telekom-Ableger T-Mobile USA den Wettbewerb­er Sprint übernehmen solle. Allerdings sagte Höttges, dass die Republikan­er Fusionen im Telefonmar­kt in der Vergangenh­eit eher unterstütz­t hätten als die Demokraten. Das kann man so interpreti­eren, dass die Telekom grundsätzl­ich anpeilt, dass T-Mobile USA als dortiger Branchendr­itter den Branchenvi­erten Sprint übernimmt. Allerdings gelten neuerdings auch zwei Kabel-TV-Firmen als mögliche Partner für die amerikanis­che Telekom-Tochter.

Höttges selbst sagte, Festnetz und Mobilfunk würden immer mehr zusammenwa­chsen: „Die Kunden wollen, wo immer möglich, eine optimale Versorgung. Da unterstütz­en sich die Technologi­en untereinan­der.“

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FOTO: DPA Telekom-Chef Tim Höttges setzt auf neue Chancen in den USA.

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