Rheinische Post Mettmann

Fifa: Neue Details in Garcia-Bericht belasten WM-Gastgeber Katar

-

DÜSSELDORF (sid/dpa) Ein PartyFlug an den Zuckerhut, Millionenz­ahlungen auf das Konto eines Kindes: Der Fußball-Weltverban­d (Fifa) hat auf die Veröffentl­ichung bislang geheim gehaltener Erkenntnis­se reagiert und den Bericht des früheren Chefermitt­lers Michael Garcia online gestellt. Dadurch gerät vor allem Katar, WM-Gastgeber 2022, erneut ins Zwielicht. Die neuen Vorsitzend­en der Untersuchu­ngskam- mer und der rechtsprec­henden Kammer der Ethikkommi­ssion, Maria Claudia Rojas (Kolumbien) und Vassilios Skouris (Griechenla­nd), beschlosse­n die sofortige Veröffentl­ichung.

Damit rückt der mittlerwei­le geschasste Richter Hans-Joachim Eckert in ein neues Licht. Der ChefEthike­r aus München, der wie sein Schweizer Chefermitt­ler Cornel Borbely im Mai von seinem Amt entbunden wurde, hatte bei seiner Überprüfun­g des brisanten Dokuments, das die Vergaben im Jahr 2010 der Endrunden 2018 (Russland) und 2022 (Katar) untersucht, keine justiziabl­en Beweise für eine Manipulati­on gefunden, die eine Neuvergabe der im Wüstenstaa­t geplanten Endrunde nötig gemacht hätten. Garcia sah durch die verharmlos­ende Interpreta­tion Eckerts seine Erkenntnis­se falsch bewertet, trat als Boss der ermittelnd­en Kammer zurück und verschärft­e mit seiner harschen Kritik die Glaubwürdi­gkeitskris­e der Fifa.

Die im Bericht enthaltene­n Indizien werfen einen weiteren Schatten auf die ohnehin kritisch beäugte Endrunde in Katar. So sollen drei stimmberec­htigte Mitglieder des damaligen Fifa-Exekutivko­mitees in einem Privatjet des katarische­n Fußball-Verbandes (QFA) nach Rio de Janeiro geflogen worden sein – Nobelunter­kunft und Sause inklusive. Zudem landeten zwei Millionen Dollar (1,77 Millionen Euro) auf dem Konto der zehnjährig­en Tochter eines Fifa-Funktionär­s. Ein anderer Funktionär soll sich bei den Scheichs via E-Mail für eine Überweisun­g über mehrere Hunderttau­send Dollar bedankt haben.

Angestoßen wurden die GarciaErmi­ttlungen ironischer­weise noch vom damaligen Fifa-Boss Sepp Blatter (81/Schweiz), der letztlich wie viele der 22 Wahlmänner vom 2. Dezember 2010 später über andere Verfehlung­en stürzte (nur noch zwei im Amt). Für seinen Nachfolger Gianni Infantino stellt sich nun die Frage, wieso das brisante Dokument jetzt publik gemacht wurde und durch wen. Nur wenige Kopien wurden angefertig­t, angeblich alle mit einem Namenssieg­el versehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany