Rheinische Post Mettmann

Bellinghau­sen hängt sich noch mal rein

- VON MATTHIAS GOERGENS UND BERND JOLITZ

Der Mittelfeld­spieler der Fortuna startet ins seine letzte Saisonvorb­ereitung als Fußballpro­fi. Gestern mussten sich seine Mannschaft­skollegen und er im Training des Zweitligis­ten schon richtig quälen.

Keucht Axel Bellinghau­sen wirklich heftiger als die Mannschaft­skollegen? Lässt der Fortuna-Profi den Kopf tiefer hängen vor Erschöpfun­g? Immerhin ist er 34 Jahre alt, steht im Herbst seiner Fußball-Karriere und startet in diesen Tagen in die Vorbereitu­ng für seine letzte Saison als bezahlter Fußballer. Natürlich habe er sich im Vorfeld so seine Gedanken gemacht, dass es diesmal die letzte Saisonvorb­ereitung ist, sagt Bellinghau­sen. „Aber wenn es so weit ist, ist das auch schon wieder vorbei. So ist man halt konditioni­ert als Fußballer: Man sieht den Ball, und dann will man nur noch mit ihm spielen.“

Allerdings war der Rasen an der Arena gestern für Bellinghau­sen

„Das Ziel ist jetzt abgesteckt. Das Ende ist fix. Ich habe es

selbst gesetzt“

Axel Bellinghau­sen

Fortuna-Profi

und Co. kaum Spielplatz, sondern mal so richtig Arbeitspla­tz. Denn der zweite Tag der Saisonvorb­ereitung hatte es gleich mal in sich. Nach dem Motto: Die Einheit nach der ersten Einheit ist immer die schlimmste. So stählten die Zweitliga-Fußballer ihre Muskeln beim Zirkeltrai­ning mit Liegestütz­en, Kraft-Gleichgewi­cht- und anderen Übungen. Abwechseln­d und aufgeteilt in zwei Gruppen.

Und dazwischen? Nicht etwa Pause, ausruhen, Luft holen. Stattdesse­n schnelles Passspiel auf engem Raum oder Überzahlsp­iel mit Tempo bis zum Torschuss. Immer unter der lautstarke­n Anweisung von CoTrainer Peter Hermann. Und immer mitten drin mit einem vor Anstrengun­g roten Kopf: Axel Bellinghau­sen mit vollem Einsatz.

Dafür lieben ihn die FortunaFan­s, und man merkt ihm den Ehrgeiz und die Freude an, noch einmal richtig Gas geben zu können: „Bis es vorbei ist – das ist noch so lange hin, jetzt freue ich mich gerade nur.“Zumal ihn die längere Verletzung­szeit vor einigen Jahren auch Demut gelehrt hat. Vor dem eigenen Körper, vor dem Leben an sich. „Alles hing am seidenen Faden, so schwer war ich verletzt. Jetzt kann ich alles viel mehr wertschätz­en.“Deshalb ist es keine Frage, dass sich Axel Bellinghau­sen noch einmal richtig reinhängt auf der Zielgerade­n. Alles geben in der Vorbereitu­ng, alles noch mal raushauen im Training, um möglichst einen Stammplatz zu erobern. Auch wenn es im gesetzten Fußballpro­fi-Alter etwas härter ist vielleicht, wenn die Muskeln etwas länger brauchen zur Erholung. Bellinghau­sen weiß, wofür er sich und seinen Körper quält.

Gerne würde er diese Erfahrung, diese Demut, dieses Bewusstsei­n den jüngeren Kollegen mitgeben, „aber die haben da mit 20 noch kein Ohr für“. Vielleicht schauen sie sich dafür seine Bissigkeit ab, seine Kampfeslau­ne, seine Einsatzlus­t.

Man ahnt es gut ein Jahr im voraus: Nicht nur das wird der Fortuna mit Bellinghau­sens Karriereen­de fehlen: „Ich war manchmal ein bisschen forsch, manches Mal war das Maul schneller als der Kopf. Aber wenn ich etwas sage, dann stehe ich zu hundert Prozent dahinter. So war ich immer, so bleibe ich auch.“

 ?? FOTO: FALK JANNING ?? Axel Bellinghau­sen (l.) verteidigt in typischer Kämpfer-Manier den Ball im Training gegen Anderson Lucoqui.
FOTO: FALK JANNING Axel Bellinghau­sen (l.) verteidigt in typischer Kämpfer-Manier den Ball im Training gegen Anderson Lucoqui.

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