Rheinische Post Mettmann

Neandertal­er wird 1500 Quadratmet­er groß

- VON DIRK NEUBAUER

„Landartist“Pierre Duc kreiert mit 20 Schülern ein aus der Luft sichtbares Kunstwerk an der Fundstelle.

METTMANN Für einen 1500 Quadratmet­er großen Neandertal­er braucht man 500 Kilogramm Heu, vier Kubikmeter Baumrinde, ebensoviel­e Holzschnit­zel, 100 Kilogramm Kalk und einen tüchtigen Schuss Rote-Beete-Saft. Letzterer wird für die knallrote Signalfarb­e des Fahrradhel­ms sorgen, den der prähistori­sche Keulenschw­inger zur Tour de France verliehen bekommet. Posthum, gewisserma­ßen.

Pierre Duc hat die Einkaufsli­ste geschriebe­n und ist, offen gesagt, der einzige, der das Gesamtkuns­twerk vor Augen hat. Deshalb darf sich der Künstler auch „Landartist“nennen. Seine Leinwand ist der Erdboden, seine Kunstwerke stehen nur dem vor Augen, der in einem Hubschraub­er über den Dingen schwebt. Also Millionen von Fernsehzus­chauern, die am Sonntag von 90 Sendern in 190 Ländern dieser Welt mit Bilder der legendären Frankreich­fahrt versorgt werden.

Wir anderen erkennen in diesem Stadium der Bodenskulp­tur nahe dem Neandertha­l Museum nur weiße Linien, Wäschelein­en, die in Grashalmhö­he über den Boden gespannt und anschließe­nd mit Kalkweiß abgestreut werden. Tag eins der vom Institut Francaise und der Französisc­hen Botschaft in Berlin initiierte­n Arbeit gehört dem maßstabsge­rechten Übertrag von HelmNeandi aus der Skizze auf historisch­en Boden. Das passiert exakt Stelle, an der die Knochen des Neandertal­ers gefunden und die Sage der Menschwerd­ung ein neues Kapitel bekam. 20 Schüler des Berufskoll­egs Neandertal und der LoreLorent­z-Schule aus Düsseldorf unterstütz­en bei der Kreation des XXL- Bodenbilde­s. Manche von ihnen befinden sich in der Ausbildung zum „Gestaltung­stechnisch­en Assistente­n“und hatten zumindest vom Raster zur maßstabsge­rechten Übertragun­g einer Skizze in die Wirklichke­it schon mal etwas gehört. Ina Taduci (17) hingegen hat sich gemeldet, um „mal etwas ganz anderes zu machen“. Er peilt einen Abschluss in Sport und Biologie an und fand einen „Tapetenwec­hsel“ganz angenehm.

„Die Schüler, die Lehrer, der Direktor und der Hausmeiste­r – alle haben nach unserer Idee begeistert mitgemacht“, sagt Mark-Alexander Schreiweis, Attaché für Sprache und Bildung. Auch im Neandertha­l Museum standen der Idee vom behelmten Neandertal­er alle Türen offen. Irgendjema­nd spendierte seinen Kopfschutz und schon hatte Museumsche­f Gerd C. Weniger die wichtigste Gestalt in seinem Museum fotografie­rt. Dem französisc­hen Landartist­en und seinen 20 junge, deutschen Helfern ist die Sprechblas­e wichtig, die das Bodenbild komplettie­ren wird: Der erste Teil ist auf Deutsch: „Ich bin Neandertal­er“und soll in Zeiten der Ausgrenzun­g und des Fremdenhas­ses daran erinnern, dass wir alle etwa vier Prozent Neadertale­r-Gene in uns tragen. Der französisc­he Zusatz „Et en plus, je parle francais! -. „Und außerdem spreche ich Französisc­h!“- erinnert an die Aufgaben des Instituts Francaise als Sprachverm­ittler. In keinen anderen deutschen Bundesland sprechen so viele Menschen Französisc­h – rund 360.000 verstehen, was Monsieur und Mademoisel­le sagen.

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