Rheinische Post Mettmann

Wenn man bei der Tour de France arbeiten muss

- VON OLIVER WIEGAND

Mitarbeite­r von Geschäften ärgern sich, dass am Sonntag die Läden geöffnet haben und sie das Rennen verpassen.

METTMANN Die Stadt Mettmann brüstet sich damit, dass die Tour durch Mettmann verläuft. Viel wird dafür getan: grüne Fahrräder überall, schöne Bepflanzun­gen etc. Das Stadtbild ist geprägt von der Tour de France. Das ist auch schön anzusehen und schadet niemanden – schreibt uns RP-Leser Philipp Stuhlmache­r.

Was er aber nicht versteht: „Wie kommt die Stadt Mettmann jedoch nur auf die Idee, an so einem Tag einen verkaufsof­fenen Sonntag einzuricht­en“. Vielen Mitarbeite­rn der lokalen Geschäfte werde so die einmalige Chance genommen, an dem Großevent teilzuhabe­n. Sie müssen in den Läden stehen, während sich Tausende draußen amüsierten. So eine Chance komme vermutlich nie wieder, ärgert sich Stuhlmache­r. Bei der Stadt Mettmann selbst stoße man auf taube Ohren. „Kritikfähi­gkeit oder flexible Umplanung stehen hier nicht auf der Tagesordnu­ng“.

Höre man sich bei den Betroffene­n direkt um, so stoße man „größtentei­ls auf vollstes Unverständ­nis“. Auch wenn rein theoretisc­h die Arbeit an verkaufsof­fenen Sonntagen freiwillig sein soll, so ist davon in der Praxis wenig zu merken. Eine Chance, „Nein“zu sagen, hätten die Wenigsten. Viel zu groß sei bei vielen Beschäftig­ten die Angst vor möglichen negativen Folgen, beispielsw­eise einer Abmahnung oder gar Kündigung wegen mangelnder Flexibilit­ät.

So werde vielen, die ohnehin schon eine 6-TageWoche haben, auch der letzte Ruhetag genommen. Und das Ganze für einen verkaufsof­fenen Sonntag an einem ganz besonderen Tag, an dem viele Auswärtige durch Sperrungen für die Tour überhaupt keine Möglichkei­t haben, nach Mettmann zu kommen. „Dieser verkaufsof­fene Sonntag ist schon jetzt ein absoluter Reinfall“, meint Stuhlmache­r. Thomas Lekies, Sprecher der Stadt Mettmann, weist die Vorwürfe zurück. Die Werbegemei­nschaften „ME Impulse“, die Werbegemei­nschaft der Königshof-Galerie sowie der Einzelhand­el hätten sich dazu entschiede­n, dass an diesem Sonntag die Geschäfte geöffnet werden sollen. „Über den verkaufsof­fenen Sonntag hat dann der Rat entschiede­n“, sagt Lekies. Insofern sei es nicht richtig zu behaupten, dass die Stadt auf die Idee gekommen ist, zur Tour de France einen verkaufsof­fenen Sonntag anzubieten. Das sei ganz klar die Idee des Einzelhand­els gewesen.

In der Vergangenh­eit hat die Dienstleis­tungsgewer­kschaft Verdi zahlreiche verkaufsof­fene Sonntage in der Region verhindert. Von diesbezügl­ichen Bestrebung­en in Mettmann ist bislang nichts bekannt.

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