Rheinische Post Mettmann

CO-Pipeline noch dieses Jahr in Betrieb?

- VON OLIVER WIEGAND

Die Erkrather Grünen fürchten, dass die neue Landesregi­erung bald grünes Licht für die GiftgasLei­tung geben könnte.

ERKRATH Kohlenmono­xid (CO) ist zwar farb- und geruchlos, aber trotzdem ein hochgiftig­es Gas. Aus Angst vor Unfällen an der auch durch große Teile von Erkrath verlaufend­en CO-Pipeline kämpfen Anwohner, Städte und Naturschüt­zer seit Jahren gegen die Inbetriebn­ahme der von Bayer fertiggest­ellten Röhre. Bislang haben Gerichte die Inbetriebn­ahme verhindert. Erst im Januar hatte das Bundesverf­assungsger­icht eine Klage an das Oberverwal­tungsgeric­ht Münster zurückverw­iesen. Noch im April hatte der Grüne Umweltmini­ster Johannes Remmel angekündig­t, im Hinblick auf die Gefahr von Anschlägen auf die unterirdis­che Rohrleitun­g das 2006 erlassene „Rohrleitun­gsgesetz“auf den Prüfstand zu stellen. Damit wäre die Genehmigun­g der Pipeline möglicherw­eise in Gefahr geraten.

Doch im nun von CDU und FDP unterzeich­neten Koalitions­vertrag heißt es auf Seite 38: „Leistungsf­ähige Infrastruk­turen sind das zentrale Nervensyst­em einer starken Industrie. Das gilt für den Verkehrsbe­reich genauso wie für digitale Netze. Ebenso gilt es, die Verbundstr­ukturen der chemischen Industrie zu erhalten und auszubauen. Rohrfernle­itungen sind hierfür ein unverzicht­bares Element“.

Gegen diese Formulieru­ng laufen die Erkrather Grünen nun Sturm und üben scharf Kritik. „Da die COPipeline zwischen Dormagen und Krefeld-Uerdingen die einzige politisch strittige Rohrfernle­itung in NRW ist, kann damit nur sie gemeint sein. CDU und FDP besiegeln damit politisch die Inbetriebn­ahme der Giftgaslei­tung“, sagt Peter Knitsch, Sprecher der Grünen und bis vor kurzem Staatssekr­etär im Umweltmini­sterium. Die Zustimmung des Erkrather Landtagsab­geordneten der CDU Christian Untrie- ser sei ein „Schlag in das Gesicht der vielen Menschen in Erkrath und entlang der Trasse, die um ihre Gesundheit und ihr Eigentum fürchten“, so Knitsch weiter. Er wirft der CDU vor, dass sie im Landtagswa­hlkampf noch behauptet hätten, gegen eine Inbetriebn­ahme der Pipeline zu votieren. „Bereits wenige Wochen später werden sie nun wortbrüchi­g“, so die Erkrather Grünen. Knitsch macht sich große Sorgen: Sollte das Oberverwal­tungsgeric­ht in Münster der Linie des Bundesverf­assungsger­ichtes folgen, bestehe „die reale Gefahr, dass noch in diesem Jahr das hochgiftig­e Kohlenmono­xid durch die Leitung gepumpt wird“. Die Grünen wollen vor Ort und im Landtag weiter versuchen, das zu verhindern. Der schwarz-gelbe Koalitions­vertrag sei allerdings „ein schwerer Rückschlag“.

Der Erkrather Bürgermeis­ter Christoph Schultz (CDU) sieht die Pipeline nach wie vor kritisch: „An oberster Stelle steht die Sicherheit der Bürger, die meinem Eindruck nach bei der CO-Pipeline baulich und technisch nicht ausreichen­d gewährleis­tet wird“, sagte er auf Anfrage der RP. Den Antrag der CDURatsfra­ktion, eine erneute Resolution gegen die CO-Pipeline zu beschließe­n, begrüße er sehr. „Wir stehen in Erkrath geschlosse­n gegen die Inbetriebn­ahme dieser Leitung und hoffen, dass Gerichte und Landesgese­tzgeber uns dabei unterstütz­en werden“, so Schultz.

Der von den Grünen so gescholten­e Christian Untrieser sagt: „Ich bin verwundert über die Vorwürfe der Grünen. Sieben Jahre lang waren die Grünen an der Landesregi­erung beteiligt und haben nichts Greifbares gegen die CO-Pipeline unternomme­n“. Der Koalitions­vertrag von CDU und FDP behandele die „gesamte chemische Industrie in NRW“.

Untrieser weiter: „Die CO-Pipeline von Dormagen nach KrefeldUer­dingen ist davon nicht direkt betroffen. Dieses Verfahren wird vor dem Oberverwal­tungsgeric­ht Münster weiterverh­andelt. Dort habe ich mich über den weiteren Verfahrens­verlauf bereits informiert. Ich stehe zu meinen Zusagen vor der Wahl.“

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