Rheinische Post Mettmann

Trauer um den ehemaligen Schulleite­r Günter Ludwig

- VON GUNDEL SEIBEL

ERKRATH Günter Ludwig ist vor kurzem im Alter von 92 Jahren gestorben. 21 Jahre lang hat er das Gymnasium in Erkrath anfangs als Studiendir­ektor, später als Oberstudie­ndirektor geleitet. Mit dem Aufbau des ersten Erkrather Gymnasiums war Ludwig 1968 beauftragt worden. Seine Persönlich­keit hat die Schule nachhaltig geprägt.

Im Jahr 1969 hat Günter Ludwig ehrenamtli­ch die Volkshochs­chule Erkrath aufgebaut. In mehr als 70 Kursen pro Semester hat er die VHS bis 1973 geleitet. Bildung war für den überzeugte­n Pädagogen Lebensaufg­abe. Und er war Vorbild für viele. Günter Ludwig war nicht nur Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle, er war disziplini­ert, verantwort­ungsbewuss­t, konsequent und sehr menschlich. „Der, der immer korrekt gekleidet ist“, wurde Ludwig beschriebe­n.

Liebenswür­dig war er, sagen die Damen, die er stets mit einem Handkuss begrüßte. Sogar noch zum Schluss, als er zwischen Bett und Rollstuhl wechseln musste. Neun Monate hatte seine Frau Ur- sula ihn liebevoll zu Hause gepflegt, nachdem er sich bei einem Sturz einen Oberschenk­elhalsbruc­h zugezogen hatte. Eine fürsorglic­he Hausgemein­schaft in der Schinkelst­raße half bei Rollstuhl- und anderen Transportp­roblemen. Ein Leben lang war Günter Ludwig sportlich fit, Radfahren war sein Hobby. Regelmäßig wurden die Prüfungen zum Deutschen und zum noch schwierige­ren Bayerische­n Sportabzei­chen in Gold (beide 10 Mal) abgelegt.

Und das Reisen – zuerst die ganze Welt, später Europa. Das Lehren und seine Schüler waren für Günter Ludwig sein Lebensinha­lt. Er hat sich gekümmert, gefördert, sich für andere eingesetzt. Und – er konnte sich auch für andere entschuldi­gen, wenn etwas schief lief. Von einer Schülerin wurde berichtet, die aus Prüfungsan­gst während einer Abi-Klausur zu versagen drohte. Ludwig hat sie beiseite genommen, sie ans Fenster geführt und ihr vom Leben erzählt, von einem positiven Leben, das draußen auf sie wartet. Die Schülerin hat ihr Abitur mit Bravour bestanden. „Sie waren als Lehrer ein Glücksfall“, das hat ein ehemaliger Schüler ins Kondolenzb­uch zur Trauerfeie­r geschriebe­n. Deutsch und Englisch hat Günter Ludwig unterricht­et, zuerst am Gymnasium in Gerresheim, später als Schulleite­r in Erkrath. In Duisburg im Jahr 1925 als Sohn eines Lehrers geboren musste Ludwig nach dem Abitur im Jahr 1943 in den Krieg, zuerst in den Arbeitsdie­nst, dann zur Kriegsmari­ne. Nach seiner Verwundung kam er Ende des Krieges zuerst in amerikanis­che, dann in englische Kriegsgefa­ngenschaft, aus der er erst 1948 entlassen wurde. Studiert hat Ludwig in Würzburg, Bonn und Köln. „Zum Wohle der Stadt Erkrath“möge das Gymnasium stets seine Aufgaben erfüllen, schrieb Günter Ludwig im Jahr 1971 feierlich in eine Festschrif­t.

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RP-ARCHIVFOTO: JANICKI Günter Ludwig im Jahre 2005.

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