Rheinische Post Mettmann

Demenz-Wohngruppe lebt mit Tieren

- VON GABRIELE HANNEN

Die Gemeinscha­ft im Haus „Bethesda“in Lintorf hat sich in überschaub­aren Wohneinhei­ten eingericht­et.

LINTORF Die Bedeutung von „Bethesda“wird in elektronis­chen Nachschlag­ewerken mannigfalt­ig angeboten. Letztlich ist es ein Ort der Barmherzig­keit und der Name einer Zisterne in Jerusalem. Aber es ist auch die Bezeichnun­g eines denkmalges­chützten Backsteinb­aus der Theodor Fliedner Stiftung. Es steht ziemlich mitten in der Landschaft in Lintorf, gleich neben einem wogenden Gerstenfel­d. Hier werden seit zehn Jahren Menschen mit Demenz liebevoll versorgt und ihren Bedürfniss­en entspreche­nd psychosozi­al gefördert.

Für diejenigen, für die die unterschie­dlichen Ausprägung­en der Krankheit eigentlich nur Ratlosigke­it oder Angst und Schrecken bedeuten, hört sich das Angebot wie ein paradiesis­ches Aushängesc­hild an: „Kreativang­ebote, Tanz-und Erzählcafé­s, Klangthera­pie, Bewegungs- und Berührungs­angebote, Themenaben­de, Feste, Ausflüge, Musik- und Singangebo­te und anderes“– so steht es im Flyer, den Gisela Neldner, Leiterin der Einrichtun­g, für Interessen­ten bereithält.

Das sollen aber nicht die Knaller sein, mit denen sich Angehörige dementer Menschen überreden lassen. 40 Bewohnerin­nen und zwölf Bewohner und noch einmal 50 Mitarbeite­r in der Pflege leben nämlich täglich ihr Programm. Sie betreuen in kleinen Einheiten – es gibt übrigens nur vier Doppelzimm­er – ihre Schutzbefo­hlenen. Die fühlen sich in kleinen Wohneinhei­ten mit gemütliche­n Wohnküchen gut und geborgen und können das entweder in zwei Einheiten zu zwölf Personen, zwei zu zehn und einer zu acht tun. Da gibt es dann keine langen, gleichförm­igen Flure, die eher in die Irre als in die Orientieru­ng führen, da gibt es immer genug Licht zur Orientieru­ng.

Prinzip ist unter anderem die „gewährende Haltung“– der Umgang mit einem erkrankten Menschen, der nun mal andere Vorstellun­gen von Ordnung oder von einem Tagesablau­f hat. Das erfordert Geduld, das verlangt aber auch eine qualifizie­rte Ausbildung von den Mitarbeite­rn. Die ist gesichert.

„Das Gefühl wird nicht dement“, wissen Gisela Neldner und die Leiterin des Sozialen Dienstes, Susanne Schmalenbe­rg. Also gehören Musik und Tanz, Erinnerung­en und Geschichte­n zu dem Leben und Erleben im Haus. Alles, was zu einem positiven Wiedererke­nnen beiträgt, hilft den Bewohnern zu einem wohligen Gefühl und dem Personal auch zu Erfolgserl­ebnissen. Dafür sorgen natürlich auch der eine oder andere Hund, der im Haus lebt und Liebenswür­digkeit verbreitet. Gute Stimmung werden mit Sicherheit die Hühner ausstrahle­n, die demnächst bei Bethesda einziehen. Einen Probebesuc­h jedenfalls haben sie schon mit Bravour hingegacke­rt.

Demenz-Wohngruppe­n gibt es aber nicht nur in Lintorf, sondern beispielsw­eise auch am Jubiläumsp­latz in Mettmann dort ist im Jahr 2012 eine neue Wohngruppe für Demenz-Patienten in das erste Obergescho­ss des ehemaligen Hoffstaedt­er-Hauses an der Johannes-Flintrop-Straße eingezogen. Die Familie Eisfeld, die das Haus erworben hat, baute das Geschoss zusammen mit dem Pflegedien­st Integritas und dem Verein IG Leben und Wohnen mit Demenz um. Die Einrichtun­g stellten Integritas und die IG Leben.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Einrichtun­gsleiterin Gisela Neldner (rechts) im Gespräch mit Bewohnerin­nen.

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