Rheinische Post Mettmann

Die große Kollision am Ende der Wahlperiod­e

- VON EVA QUADBECK VON JAN DREBES 20.000 POLIZISTEN SOLLEN HAMBURG . . ., SEITE A 4 VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER HOCHHÄUSER SOLLEN KONTROLLIE­RT . . ., SEITE A 3

Union und SPD liefern sich einen Rosenkrieg um die Ehe für alle. Zum Ende der Wahlperiod­e zeigt sich die große Koalition tief zerrissen. Die Zeit ist reif, die staatliche Ehe für homosexuel­le Paare zu öffnen und ihnen auch das Adoptionsr­echt zu geben. Doch in der Auseinande­rsetzung um diese Reform geht es der SPD um mehr als um die Ehe für alle. Die Sozialdemo­kraten wollen nach 2009 und 2013 nicht mehr das Schicksal akzeptiere­n, dass sie der natürliche Verlierer in einer Bundestags­wahl sind. Mit harten Bandagen und einer gewissen Erbitterun­g stemmen sie sich gegen die Umfragewer­te der Union, die schon wieder bei knapp 40 Prozent steht. Der Pakt mit Grünen und Linken ist ein eindeutige­s Foulspiel im Regierungs­bündnis. Das Risiko ist aber wohl kalkuliert. Wegen der Ehe für alle lässt die Union nicht kurz vor einem G 20-Gipfel im eigenen Land die Regierung platzen.

Die SPD wird mit diesem Manöver den Wahlkampf dennoch nicht für sich wenden können. Merkel wird den G 20-Gipfel nutzen, die kleine Niederlage vergessen zu machen. Danach wird es ihrer Wahlkampfs­trategie der Konfliktve­rmeidung nutzen, dass das Thema abgeräumt ist. BERICHT BISCHÖFE LEHNEN EHE FÜR ALLE AB, TITELSEITE

Als die Kanzlerin Ende 2015 Hamburgs Ersten Bürgermeis­ter anrief und ihm mitteilte, dass der G 20-Gipfel in Hamburg stattfinde­n solle, ahnte sie von den Debatten um US-Präsident Donald Trump und dessen Politik nichts. Heute streitet die Weltgemein­schaft über Dinge, die bereits Konsens waren: Abrüstung vorantreib­en, Freihandel, Klimaschut­z. All das steht zur Dispositio­n. Der G 20Gipfel wird dieses Mal schon deswegen keine gemütliche Plauschrun­de. Es geht um etwas. Merkel muss Trump einbinden, ohne ihn zu hofieren. Der US-Präsident wird auf Russlands Präsident Wladimir Putin und auf Enrique Peña Nieto aus Mexiko treffen (der für die neue Grenzmauer zahlen soll).

Hamburg als Austragung­sort ist dabei die richtige Wahl. Die Stadt lebt vom Welthandel, ist mit ihrer Nähe zum Wasser von den Folgen des Klimawande­ls betroffen und bietet als Großstadt die Chance, dass auch der zivile und hoffentlic­h weitgehend friedliche Protest nicht zu weit von den Staatschef­s entfernt stattfinde­n kann. Der Skandal um die feiernden Polizisten aus Berlin wird da schnell zur Randnotiz. BERICHT

IHamburg ist richtig

Fassaden überprüfen!

m Fall des evakuierte­n Hochhauses in Wuppertal ist es wie so oft: Es muss erst etwas Furchtbare­s passieren, bevor sich etwas ändert. Auslöser für die Räumung im Bergischen war der Hochhausbr­and in London. Dabei wussten die Wuppertale­r Behörden schon länger um das Sicherheit­sproblem des Gebäudes. Dennoch ließ man die Menschen dort wohnen – bis man sie in einer „Hau-Ruck-Aktion“vorgestern aus ihrem Zuhause holte.

Nun sollen nach Meinung der SPD landesweit alle Fassaden von Gebäuden ab einer Höhe von 22 Metern auf mögliche Brandschut­zmängel hin untersucht werden. Richtig so! Denn der Fall in Wuppertal zeigt, dass das notwendig ist. Überprüfen muss man aber auch Wohnhäuser, die knapp unter dieser Grenze liegen. Denn gerade in diesen Gebäuden ist vielfach (legal) leicht entflammba­res Material in den Fassaden verbaut worden. Weil es aber wohl zu viele dieser Bauten gibt, sieht man von flächendec­kenden Kontrollen ab. Man kann daher nur hoffen, dass sich das jetzt ändert – und nicht erst wieder, nachdem etwas Furchtbare­s passiert ist. BERICHT

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