Rheinische Post Mettmann

Nur Mini-Steuergesc­henk von Schäuble

- VON BIRGIT MARSCHALL QUELLE: BUNDESFINA­NZMINISTER­IUM | FOTO: DPA | GRAFIK: ZÖRNER

Der Finanzmini­ster sieht trotz guter Haushaltsl­age nur einen begrenzten Spielraum für Steuerentl­astungen. Die SPD gibt mit einer Protestnot­e gegen steigende Verteidigu­ngsausgabe­n im Etat 2018 einen Vorgeschma­ck auf den Wahlkampf.

BERLIN Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sieht nur einen begrenzten Spielraum für Steuerentl­astungen in der nächsten Legislatur­periode. Eine maßvolle und verlässlic­he Finanzpoli­tik werde keine höheren Entlastung­en als die von ihm bereits avisierten 15 Milliarden Euro pro Jahr verspreche­n können, sagte Schäuble gestern bei Bundesfina­nzminister Wolfgang

Schäuble (CDU) der Vorlage seiner Etatpläne für 2018 und die Folgejahre. Zusätzlich will Schäuble ab 2020 mit dem Abbau des Solidaritä­tszuschlag­s beginnen. Die SPD-Ressorts im Kabinett stellten in einer Protokolle­rklärung klar, dass sie mit der geplanten Steigerung der Verteidigu­ngsausgabe­n nicht einverstan­den sind.

Die Spitzen von CDU und CSU wollen am Montag ihr Wahlprogra­mm vorstellen. Erwartet wird, dass sich darin Schäubles steuerund haushaltsp­olitische Linie durchsetzt. Der 74-Jährige, der auch in der nächsten Regierung wieder Finanzmini­ster werden könnte, will in den Jahren 2018 bis 2021 an der Nullversch­uldung festhalten.

Der Haushaltse­ntwurf und die Finanzplan­ung seien nur eine Diskussion­sgrundlage, betonte Schäuble. Er lege bewusst „keinen Wahl- kampfhaush­alt“vor. Sein Ministeriu­m hat für 2018 bis 2021 einen zusätzlich­en Spielraum von insgesamt 14,8 Milliarden Euro errechnet. Der Wähler solle entscheide­n, wie der Bund dieses Finanzpols­ter nutzen solle – ob für Netto-Entlastung­en oder Mehrausgab­en. Auch die SPD hatte ein Steuerkonz­ept vorgelegt. Sie strebt allerdings keine Netto- 43,4 Mrd. € 36,4 Mrd. €

+19,2% Innere und

Äußere Sicherheit 22,9 Mrd. € 18,0 Mrd. €

+27,7% Bildung und Forschung

+42,4%

24,8 Mrd. € 13,7 Mrd. € 9,6 Mrd. €

Entwicklun­gszusammen­arbeit und Äußeres Wolfgang Schäuble, Bundesfina­nzminister Entlastung aller Steuerzahl­er an, sondern eine Umverteilu­ng der Steuerlast von unten nach oben.

Der Haushalt 2018 sieht Ausgaben von 337,5 Milliarden Euro vor, eine Steigerung um 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dank nochmals verbessert­er Einnahmeer­wartungen muss die nächste Bundesregi­erung im Haushaltsv­ollzug nicht 36,4 Mrd. €

+46,9%

+38,9% 14,2 Mrd. € 10,2 Mrd. € Investitio­nen Verkehrs

gesamt investitio­nen wie ursprüngli­ch geplant eine globale Minderausg­abe von 4,9, sondern nur noch von 3,4 Milliarden Euro einsparen. Die Rücklage für flüchtling­sbezogene Ausgaben von 18,7 Milliarden Euro werde bis 2019 komplett abgebaut, so Schäuble. Im laufenden Jahr müsse der Bund anders als ursprüngli­ch geplant 6,7 Milliarden Euro aus der Rücklage entnehmen. Hintergrun­d ist, dass der Bund an die Energiekon­zerne wegen seiner Niederlage vor dem Bundesverf­assungsger­icht 7,5 Milliarden Euro an Brenneleme­ntesteuer zurückzahl­en muss. Davon seien fünf Milliarden bereits angewiesen, der Rest fließe in Kürze aus dem Etat, nicht aus der Rücklage.

Die Investitio­nen würden von 33 Milliarden 2016 auf 37 Milliarden Euro 2019 steigen. Vor allem für innere und äußere Sicherheit gebe der Bund deutlich mehr aus als im bisherigen Finanzplan vorgesehen, so Schäuble. Gegenüber 2013 würden die Sicherheit­sausgaben 2018 um fast 20 Prozent gesteigert.

Die Union will vor allem auch die Verteidigu­ngsausgabe­n weiter deutlich erhöhen, die SPD ist dagegen. Einen Vorgeschma­ck auf dieses Wahlkampft­hema lieferten die SPD-Ressorts gestern mit einer Protokolle­rklärung. Für jeden Euro, der zusätzlich für Verteidigu­ng ausgegeben werden solle, müssten die Ausgaben für Armutsbekä­mpfung und Entwicklun­gshilfe um 1,50 Euro steigen, so die SPD. Das Finanzmini­sterium erklärte, der Bund habe seine Ausgaben für Entwicklun­gszusammen­arbeit seit 2014 bereits deutlich um 35 Prozent gesteigert.

Der Staat schwimme weder im Geld noch ertrinke er in Schulden, sagte Schäuble. Er profitiere von geringen Zinsen. Dem Risiko eines künftigen Zinsanstie­gs werde im Haushalt vorgebeugt durch eine langfristi­gere Finanzieru­ng und vorsichtig­e Planung. Zudem könne das Wirtschaft­swachstum höher ausfallen als von ihm angenommen.

„Der Staat schwimmt weder im Geld noch ertrinkt er in Schulden“

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