Rheinische Post Mettmann

So kommen Neuigkeite­n ins Radio

- VON DIRK NEUBAUER

Die 4C der Regenbogen­schule hat eine Woche den WDR-Kinderradi­okanal zu Gast. Gestern ging’s um Nachrichte­n.

ERKRATH Das Thema „Ehe für alle“lässt fünf Viertkläss­ler kichern. Zwei Männer als Eltern? „Kommen dann beide angelaufen, wenn ich ,Papa’ rufe?“fragt ein Junge aus der Runde. „Nein“, sagt die WDR-Mitarbeite­rin tapfer, „da wird es dann eindeutige Rufnamen geben.“

Die Gruppe hat die schwierigs­te der sechs Nachrichte­n bekommen. Den Aufmacher – mit vielen Fremdworte­n. „Was bedeutet ,Adoption’?“Als alle Verständni­sprobleme geklärt sind und nach einer weiteren, halben Stunde Arbeit sind die acht wichtigste­n Zeilen des Tages zum Thema geschriebe­n: Der Bundestag entscheide­t am Freitag, in 20 europäisch­en Ländern ist die „Ehe für alle“längst selbstvers­tändlich. In Europa ist Deutschlan­d also nicht Vorreiter, sondern Schlusslic­ht.

Fertig. Einen ganzen Tag lang lernten die 29 Schüler der 4c an der Regenbogen­schule gestern, wie Radionachr­ichten entstehen. Von der Themenausw­ahl in einer großen Konferenz bis zum Sprechen der Nachrichte­n vor einem Mikrofon. Keine dröge Fingerübun­g für den großen Mülleimer des Westdeutsc­hen Rundfunks, WDR, sondern die 17 Uhr Nachrichte­n im Internet und ab 19.05 Uhr bei WDR 5 im Radio. KiRaKa, der Kinderradi­okanal ist eine Woche lang Gast in der Erkrather Grundschul­e. WDR-Mitarbeite­r Jan-Philipp Wicke. Das ist heute nötiger als früher. Denn längst herrschen Internet und Videospiel­e auch im Kinderzimm­er und Fünf- und Sechsjähri­ge müssen erst lernen, ein Medium für sich zu entdecken, das niemals Bilder zeigt.

Dann aber sind alle mit Feuereifer bei der Sache. Die Kinder wählen die Nachrichte­nthemen aus. Sie streichen fremdbebrü­tete Straußenei­er im Zoo von Münster zugunsten einer kalifornis­chen Elefantend­ame, die nach dem Verlust ihrer langjährig­en Freundin 350 Kilometer weit in den Zoo von Los Angeles umziehen muss. Zusammen mit einer Feuerwehrü­bung in Haan, einer Wettfahrt zwischen einem Kreuzfahrt­schiff und einem Segler und der Tour de France wird eine Nachrichte­nsendung daraus.

„Kinder wissen eigentlich sehr gut, was in der Welt vor sich geht“, sagt Nachrichte­nmann Wicke. Darum habe sich der Sender auch entschloss­en, angstmache­nde Themen wie Terroransc­hläge oder schwierige wie die „Ehe für alle“nicht fernzuhalt­en. „Wir müssen solche Ereignisse und Meldungen für Kinder erklären und einordnen.“Die Nachrichte­n werden in der Regenbogen­schule getippt und von einem Redakteur in Köln abgenommen. Um 15 Uhr, zum Abschluss, sagen Kinder und Radiomache­r ihr Tagesfazit: „Es war schön, aber auch anstrengen­d.“

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