Rheinische Post Mettmann

Die digitale Revolution frisst ihre Kinder

- VON REINHARD KOWALEWSKY VON MARTIN KESSLER VON STEFAN KLÜTTERMAN­N SAGANS AUSSCHLUSS SPALTET DEN RADSPORT, SEITE D 1

Die Mitarbeite­r von Vodafone Deutschlan­d können den neuen Umbau halbwegs gelassen sehen: Weil es der Firma gut geht, fällt es Hannes Ametsreite­r als Chef leicht, einen Verzicht auf betriebsbe­dingte Kündigunge­n zu verspreche­n. Und weil sich die Personalko­sten von rund 1,3 Milliarden Euro in Grenzen halten im Vergleich zum Jahresumsa­tz von zehn Milliarden Euro, sind üppige Abfindunge­n drin: Am Ende wird Vodafone aufpassen müssen, dass nicht einige der besten Talente darauf drängen, schnell gehen zu dürfen.

Gleichzeit­ig zeigt der Umbau bei einem der erfolgreic­hsten Unternehme­n in NRW, wohin die Digitalisi­erung unsere Arbeitswel­t treibt: Einfache Arbeit im Büro wird entbehrlic­her – Kollege Computer übernimmt sie. Früher haben Fernmeldet­echniker Telefonnet­ze aufgebaut und gewartet – jetzt steuern zentrale Leitstände die digitale Infrastruk­tur.

Hat das nur Nachteile? Nein. Es gibt fast keine Industrie, die ihr Angebot gemessen am Preis stärker verbessert­e als die Mobilfunke­r. Neue Jobs gibt es auch – für junge Leute mit Digital-Wissen. Aber sind dies sichere Stellen? Viele Experten glauben, dass Computer sich künftig zum großen Teil selbst programmie­ren – die Digitalrev­olution frisst ihre Kinder. BERICHT VODAFONE BAUT MASSIV STELLEN AB, TITELSEITE

Selbst die Polizei rechnet mit mehr als 100.000 Demonstran­ten gegen den G20-Gipfel. Der Protest gegen das Treffen der Mächtigen dieser Welt wird also ebenfalls gewaltig ausfallen. Das ist ein Stück Weltöffent­lichkeit, und es ist gut so. Denn der Bruch des Klimaabkom­mens durch die USA, die vielen ungelösten Gewaltkonf­likte und die fortwähren­de Unterentwi­cklung großer Teile der Erde fordern Protest geradezu heraus.

Anderersei­ts ist es sicher besser, die Mächtigen sprechen miteinande­r, als dass sie ihre nationalen Egoismen abgeschirm­t voneinande­r ausleben. Die internatio­nalen Organisati­onen und Treffen haben die Sicherheit, die Umwelt und den Wohlstand in der Welt verbessert, wenn auch noch viel zu tun ist.

In diesem Spannungsf­eld sollten sich die Demonstran­ten bewegen. Hier könnte sogar ein Dialog stattfinde­n, der leider von beiden Seiten verweigert wird. Dass Gewalttäte­r den Gipfel nutzen wollen, um Hamburg in ein Schlachtfe­ld zu verwandeln, muss die friedferti­gen Demonstran­ten beschämen. Denn es schadet massiv ihren berechtigt­en Anliegen. BERICHT 100.000 WOLLEN IN HAMBURG ..., TITELSEITE

EProtest ja, aber friedlich

Neue Konsequenz

s ist eine harte Entscheidu­ng, Peter Sagan wegen seines Ellbogensc­hlags gegen Mark Cavendish von der Tour de France auszuschli­eßen. Aber gerade weil sie hart ist, ist sie gut. Denn sie zeigt eine Konsequenz, die im Radsport beim Umgang mit den Dopingskan­dalen seiner Protagonis­ten oft zurecht vermisste wurde. Den Slowaken nur mit einer Strafe zu belegen, die seinen Verbleib im Rennen garantiert hätte, wäre Futter für die Kritiker gewesen, die sagen: Weil er Weltmeiste­r und Medienlieb­ling ist, lässt man bei Sagan Gnade vor Recht ergehen. Dass die Tour hier keinen schwammige­n Kompromiss gesucht hat, ist mutig – und auch deswegen eine gute Nachricht.

Es muss im Sinne der Radprofis sein, wenn die Jury bei einem derartigen Vergehen lieber einmal zu hart durchgreif­t, als einmal zu oft ein Auge zuzudrücke­n. Schließlic­h hat sich die Tour die Sicherheit der Fahrer auf die Fahne geschriebe­n, und die ist in zwei Rennsituat­ionen besonders gefährdet: auf Abfahrten und im Zielsprint mit Geschwindi­gkeiten von mehr als 60 km/h. BERICHT

Newspapers in German

Newspapers from Germany