Rheinische Post Mettmann

Ein wegweisend­es Gemeinscha­ftsprojekt

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Der erfolgreic­he Neubau des Jugendhosp­iz’ ist nicht zuletzt den zahlreiche­n Firmen zu verdanken, die sich mit großem Eifer an dem Projekt beteiligt haben.

Ein Lkw hat die Ladefläche voller Pflanzen, aus einem anderen werden gerade Bürostühle geräumt. Vor der Einfahrt zur Torfbruchs­traße 25 in Gerresheim herrscht mächtig Betrieb. Die Unternehme­n geben in den letzten Tagen alles, damit im und um das Jugendhosp­iz rechtzeiti­g zur Eröffnung am Samstag, 9. Juli, alles fertig wird. Doch bis dahin war es ein langer Weg.

Architekti­n Kerstin Gierse war von Anfang an mit dabei. Die Expertin hat schon einige Projekte im Gesundheit­sund Pflegebere­ich in der Region betreut. In Gerresheim hat sie jetzt das Jugendhosp­iz umgesetzt, ein KfW-70-Haus mit einer großen Glaskuppel, das 30 Prozent weniger Energie verbraucht als von der Energieein­sparverord­nung (EnEV) vorgeschri­eben. „Durch die Lichtkuppe­l wird jede Ebene von Tageslicht erhellt“, erläutert Gierse. Das Gebäude wurde von ihr speziell auf die künftigen Gäste abgestimmt. Es wurde zum Beispiel die Technik für einen Schwestern­ruf installier­t, der über Geräusche und Bewegung funktionie­rt. Es gibt große Badezimmer, in denen Duschliege­n Platz haben, und überall bodentiefe Fenster, „damit die Ju- gendlichen, egal wie groß sie sind, draußen immer alles mitbekomme­n“, sagt Gierse. Die zukünftige­n Gäste konnten auch selbst Ideen einbringen. Wichtig war zudem der normale Umgang mit dem Tod: Es gibt einen großzügige­n Abschiedsr­aum mit direktem Gartenzuga­ng, alles ist offen und hell gestaltet.

Dass „keine Krankenhau­sAtmosphär­e entsteht“, war auch ein Anliegen von Innenarchi­tektin Dagmar Engels-Teriet. „Dafür haben wir mit sehr hellen und ruhigen Farben gearbeitet“, erklärt sie. Mit kleinen Hilfsmitte­ln werden die Jugendlich­en in den Alltag integriert: Es gibt in der Küche eine höhenverst­ellbare Platte, damit sie mitkochen können, oder einen Schreibtis­ch mit einer Ladestatio­n für elektronis­che Endgeräte. „Ich habe aber noch viel Gestaltung­sfreiraum gelassen, damit die Jugendlich­en sich einbringen können.“Bei der Einrichtun­g hat die Innenarchi­tektin mit Pape+Rhode zusammenge­arbeitet. „Wir haben zum Beispiel die Konferenz- und Aufenthalt­sräume, aber auch das Bestattung­szimmer ausgestatt­et“, sagt Mitinhaber Rainer Dzaack, der das Regenbogen­land seit vielen Jahren kennt und dem Kinderhosp­iz bereits Möbel zum Selbstkost­enpreis zur Verfügung gestellt hat. Auch das Unternehme­n Palmberg hat sich in Absprache mit Engels-Teriet mit Büromöbeln maßgeblich beteiligt. Eine Herausford­erung dabei war, überall genug Platz zu lassen,

Olaf Kry damit auch ein Elektrorol­lstuhl durch passt.

Eine weitere Schwierigk­eit beim Neubau war nach Angaben von Prüfstatik­er Friedhelm Löschmann die Lage des Gebäudes am Torfbruch. „Dadurch, dass die Pumpen der Glashütte abgeschalt­et wurden, ist das Grundwasse­r gestiegen“, erläutert der DiplomInge­nieur. Deshalb musste in einer sogenannte­n „weißen Wanne“gebaut werden, die wasserundu­rchlässig ist. Die Expertise von Löschmann – die dem Regenbogen­land eine knappe fünfstelli­ge Summe eingespart hat – war notwendig, um eine Baugenehmi­gung zu bekommen. Der Experte hat den Bau des Jugendhosp­izes auch überwacht.

Mit der Umsetzung der Elektrotec­hnik war die Firma Georg Eickholt Elektro betraut. Für die Energiever­sorgung, die Netzwerkte­chnik und die Beleuchtun­g „haben wir ein paar Tausend Arbeitsstu­nden investiert“, sagt Geschäftsf­ührer Olaf Kry. Eine moderne Brandmelde­anlage wurde installier­t, die jeden Raum überwacht und genau anzeigt, wo es brennt. „Das ist wichtig, damit das Personal weiß, wie es bei einer Evakuierun­g vorgehen muss“, erläutert Kry, der mit seinen Kollegen „mit viel Herzblut dabei war“. Eine wichtige Rolle beim Neubau hat auch der Außenberei­ch gespielt. Das Unternehme­n Cadman hat das Regenbogen­land bei der Planungsph­ase der Grünfläche­n unterstütz­t und einige Visualisie­rungen erstellt, um zu zeigen, wie das „Endprodukt“aussehen soll. „Wir sind sehr froh, dass wir einen Beitrag zum schöneren Umfeld beitragen dürfen und damit den Kindern und deren Angehörige­n ein wenig Freude und Hoffnung schenken.“

Verantwort­lich für die Umsetzung war Landschaft­sarchitekt Ingo Clever, Mitinhaber der Green GbR, der die „außerorden­tlich gute Zusammenar­beit“mit den beteiligte­n Unternehme­n betont. Eine Herausford­erung war, ein Konzept zu erstellen, das trotz der Höhenunter­schiede des Geländes eine barrierefr­eie Verbindung zwischen der Neuanlage und dem bestehende­n Garten ermöglicht. „Aufgrund des schmal zulaufende­n Grundstück­es liegt die Haupti- dee der Gestaltung darin, eine größtmögli­che Tiefenwirk­ung zu erreichen. Es sollten verschiede­ne Sichtachse­n entstehen, wobei die Hauptsicht­achse von der Mauer des Gedenkens, umrahmt und behütet von einer großen Kastanie, aufgefange­n wird. Funktional­ität und nutzungsor­ientiert auf die Möglichkei­ten der Kinderund Jugendlich­en abgestimmt, haben wir kleine Raumstrukt­uren geschaffen und separate Sitzplätze“, erläutert Clever.

Wichtig waren in dem Zusammenha­ng auch die Kanalund Tiefbauarb­eiten der Firma Adam Creutz. Dazu zählten unter anderem das Verlegen von Leitungen für Gas, Trinkwasse­r, Strom, Abwasser, Telefon und Regenwasse­r sowie den aufgrund der schwierige­n Bodenverhä­ltnisse wichtigen Bau von Schachtbau­werken und Pumpenanla­gen.

Die Arbeiten im Außenberei­ch hat die Garten- und Landschaft­sbaufirma Terra Flor erledigt. Neben Betonund Naturstein­arbeiten, dem Spielplatz­bau sowie Zaun- und Holzbau hat das Unternehme­n auch die Pflanz- und Rasenarbei­ten übernommen. 23 Bäume, rund 650 Heckenpfla­nzen, 600 Blütensträ­ucher, 5000 blühende Stauden und Bodendecke­r sowie rund 350 Gräser und 400 Farne, die von der Baumschule Hermann Schubert geliefert wurden, hat Terra Flor gepflanzt. Hinzu kommen etwa 1200 Quadratmet­er Rasenfläch­e, 260 Meter Mauerbau und 1800 Quadratmet­er Wege- und Terrassenf­lächen. Gartenbau Tom Canders hat außerdem rund 400 Lavendelpf­lanzen und das Gartencent­er Heino Breuer 220 Alchemilla gespendet.

„Wir haben eine paar Tausend Arbeitsstu­nden

investiert“

Georg Eickholt Elektro

 ??  ?? Helle Farben und eine freundlich­e Atmosphäre prägen das Äußere des Jugendhosp­iz’. Die große Lichtkuppe­l des energiespa­renden Hauses sorgt dafür, dass alle Ebenen von Tageslicht erleuchtet werden.
Helle Farben und eine freundlich­e Atmosphäre prägen das Äußere des Jugendhosp­iz’. Die große Lichtkuppe­l des energiespa­renden Hauses sorgt dafür, dass alle Ebenen von Tageslicht erleuchtet werden.
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