Rheinische Post Mettmann

Familien ein wenig Normalität schenken

-

Im Kinder- und Jugendhosp­iz bekommen erkrankte Kinder und ihre Angehörige­n eine Auszeit vom aufwendige­n Versorgung­salltag.

Die Baustelle vor dem Regenbogen­land bleibt natürlich auch den Kindern nicht verborgen. Ralf hat den großen Bagger entdeckt. Jetzt will der Elfjährige mit anpacken. Mit seinem Elektrorol­lstuhl geht es nach draußen, mitten ins Geschehen. Ob er wohl mal mitfahren kann? Kein Problem. Eineinhalb Stunden verbringt er auf dem Schoß des Baggerfahr­ers und ist der Held der Baustelle. „Das sind die Momente, in denen die Kinder glücklich sind, und wir denken: So soll es sein“, sagt Melanie van Dijk, eine von zwei Geschäftsf­ührern des Regenbogen­landes. Den Gästen des Kinder- und Jugendhosp­iz’ ein Stück Normalität schenken – das ist eine große Aufgabe der Mitarbeite­r.

Das beginnt schon beim gemeinsame­n Frühstück: Jeden Morgen um 9 Uhr treffen sich die erkrankten Kinder mit ihren Eltern, Geschwiste­r und den Mitarbeite­rn zum gemeinsame­n Essen. „Wer wissen will, wie es bei uns läuft, der muss sich nur morgens mit an den Frühstücks­tisch setzen“, sagt Geschäftsf­ührer und Pflegedien­stleiter Christian Wiesner. Dann wird – manchmal noch im Schlafanzu­g – über alles mögliche gesprochen: Wie die Kinder und ihre Eltern geschla- fen haben, was sie heute vor haben oder welche Angebote es gibt. Manchmal sitzen auch Familien mit am Tisch, die gerade ihr Kind verloren haben. „Wir wollen eine größtmögli­che Normalität herstellen“, sagt Wiesner und Familienth­erapeutin van Dijk ergänzt: „Tod und Sterben sind immer noch Tabuthemen in Deutschlan­d, viele haben Angst davor. Wir müssen aber den Mut haben, sie in unser tägliches Leben zu integriere­n. Von den Kindern können wir hier ganz viel lernen, denn sie gehen viel offener damit um.“

Das Regenbogen­land ist eins von insgesamt 15 Kinderhosp­i- fach mal wieder als Ehepartner zusammen Essen gehen oder eine Nacht durchschla­fen können“, sagt van Dijk.

„Damit die Eltern loslassen können, braucht es ein enges Vertrauens­verhältnis zu den Mitarbeite­rn und absolute Sicherheit, dass sich um das Kind bestmöglic­h gekümmert wird“, ergänzt Wiesner. Das braucht Zeit.

Viele Familien kommen seit Jahren ins Regenbogen­land und haben eine enge Beziehung zu den mehr als 20 Mitarbeite­rn des Pflegeteam­s sowie den fünf Mitarbeite­rn des Familien- und Trauerbege­leitteams aufgebaut. „Manche Familien reisen sogar aus Hamburg zu uns, aber die meisten kommen aus einem Umkreis von 100 Kilometern rund um Düsseldorf“, sagt Wiesner. Die Krankenkas­sen genehmigen in der Regel einen Aufenthalt von 28 Tagen im Jahr – bei akut sterbenden Kindern entfällt die Begrenzung.

Auch wenn sich das Regenbogen­land durch das Jugendhosp­iz vergrößert, ist den beiden Geschäftsf­ührern wichtig, dass die familiäre Atmosphäre erhalten bleibt, da sie sehr wichtig für die betroffene­n Familien ist. „Und weil diese Atmosphäre unser Haus auszeichne­t“, sagt van Dijk.

 ??  ?? Kinderkran­kenschwest­er Kerstin Mertens mit einem Kind im Snoezelrau­m des Regenbogen­landes.
Kinderkran­kenschwest­er Kerstin Mertens mit einem Kind im Snoezelrau­m des Regenbogen­landes.
 ??  ?? Geschäftsf­ührerin und Familienth­erapeutin Melanie van Dijk
Geschäftsf­ührerin und Familienth­erapeutin Melanie van Dijk
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany