Rheinische Post Mettmann

Alpakas suchen ein neues Zuhause

- VON SABINE MAGUIRE FOTOS (4): MIKKO SCHÜMMELFE­LDER

Es ist eine etwas ungewöhnli­che Bewerbung. Die vier Alpakas von „Schapaka“werden abgegeben. Und das möglichst gemeinsam, quasi als Gesamtpake­t. Zur wilden Truppe gehören auch noch acht Quessantsc­hafe.

WÜLFRATH Fünf Jahre lang grasten sie auf den Wiesen rings um das Haus der Schoenmake­rs. Immer wieder wurden Spaziergän­ger begleitet oder Kindergebu­rtstage zum Streichelz­oo. Nun allerdings suchen die vier Alpakas und die acht Quessantsc­hafe von „Schapaka“ein neues Zuhause. Und das möglichst gemeinsam, quasi als Gesamtpake­t. „Wir ziehen um und ich würde die Tiere gern zusammen mit dem Konzept abgeben“, hofft Jennifer Schoenmake­rs darauf, ihre wilde Truppe nicht voneinande­r trennen zu müssen. Leicht fällt ihr das alles nicht, dafür steckt einfach zu viel Herzblut in der Idee. Begeistert waren davon in den vergangene­n Jahren nicht nur viele Kinder, die ihre Geburtstag­sgäste nach Unterdüsse­l eingeladen haben. Sondern auch alle diejenigen, die dort den Anstrengun­gen des Erwachsens­eins für eine kurze Zeit entrinnen konnten. Umringt von den freundlich­en Quessants – oder auch mit Bob, Paul, Marty und Heinz am anderen Ende der Leine. Und die vier Alpakas wollen sich direkt mal vorstellen. Übrigens: Wer Interesse an „Schapaka“hat, findet Infos unter „http:// www.schapaka.de“ Bob Eins wollen wir gleich schon mal klarstelle­n: Ich bin in dem Laden hier der Chef. Also kommt mir bloß nicht mit so schnöden Äußerlichk­eiten. Na gut, Typen wie wir neigen schon mal zum Überbiss. Und wenn mir im Sommer diese elenden Mücken zu schaffen machen, bin ich nicht besonders fotogen. Aber mal

ehrlich: Wer auf so was schaut, dem ist nicht mehr zu helfen. Ihr wisst schon, dass es eigentlich auf die inneren Werte ankommt, oder? Da kann ich jedenfalls mit Führungsko­mpetenzen punkten. Bei Spaziergän­gen gehe ich immer ganz vorne und die Leute halten das für cool. Dazu hab ich die Lage immer im Blick und passe auf die drei Schnarchna­sen hinter mir auf. Der eine trödelt, der andere ist ein Sensibelch­en. Der Dritte ist ziemlich frech. Mal zieht er die Leute hierhin, dann wieder dorthin. Aber das werden die drei Euch alles gleich selbst erzählen. Mir ist das alles jedenfalls

egal, solan-

ge hier alle nach meiner Pfeife tanzen. Marty Um Himmelswil­len, was plappern die beiden nur daher. Der eine lässt den Chef raushängen, der andere das Nervenbünd­el. Wenn ihr mich fragt, nehmen die sich viel zu ernst. Ich sag Euch jetzt mal was: Ein bisschen Spaß muss sein – und davon mög- lichst viel. Ich hab hier jedenfalls einen Ruf als Clown zu verlieren. Und deshalb höre ich bei deren Palaver erst gar nicht hin. Angeblich soll ich derjenige sein, der ständig Blödsinn macht. Ich hingegen halte mich eher für den Hofnarren. Und der hatte dem König ja meistens einiges voraus. Aber das sage ich Euch natürlich nur unter dem Siegel der Verschwieg­enheit. Und was müsst ihr sonst noch über mich wissen? Also, ich trödele bei Spaziergän­gen gerne herum. Mal gehe ich pinkeln oder auch schon mal baden. An Grashalmen knabbere ich auch ganz gerne. Mit Charme schaffe ich es jedenfalls immer, dass die Leute am anderen Ende der Leine meine Eskapaden mitmachen. Paul Na ja, irgendwie stimmt das ja schon, was der Bob da so alles ausplauder­t. Zugegeben, ich bin ein bisschen schüchtern. Als Zweibeiner würde man das wohl hochsensib­el nennen. Hört sich beinahe an wie hochintell­igent und das wäre doch gar nicht so schlecht, oder? Ach egal. Hauptsache es findet sich irgendjema­nd, der uns alle bei sich auf der Wiese haben will. Sonst würden wir getrennt werden und daran will ich gar nicht denken müssen. Wie soll ich das mit meinem empfindlic­hen Nervenkost­üm nur aushalten – ohne Bob und die andern Jungs? Okay, ich bin der letzte in der Rangordnun­g und wenn sie Lust haben, dann lassen die ihre schlechte Laune an mir aus. Dafür können die Ängstliche­n unter Euch gerne mit mir spazieren gehen. Dann wären wir schon zwei Angsthasen auf Wanderscha­ft. Ihr kennt doch die Nummer mit der Achtsamkei­t, oder? Kann man doch heute bei jedem Therapeute­n lernen. Und mit mir geht das auch ganz wunderbar. Heinz Hey Leute, ich bin´s, der Heinz. Jetzt habt ihr ja schon gehört, was wir hier so für eine wilde Truppe sind. Ein Möchtegern-Chef, ein Sensibelch­en und ein Kasper auf vier Beinen: Mit denen stehe ich nun jeden Tag auf der Wiese herum. Oder wir gehen mit netten Kindern und freundlich­en Erwachsene­n spazieren. Und wisst ihr was? Ich will genau das und nichts anderes. Ich hab schon Alpträume, dass ich bald ohne die Drei und die Schafherde dastehe. Wer soll denn dann das Kommando geben? Wer spielt den Hochsensib­len und wer den Clown? Getrennt? Hilfe, das geht gar nicht. Ich soll ja angeblich frech sein und wenn wir alle zusammen spazieren gehen, ziehe ich auch schon mal an der Leine.

Wenn mir danach ist, springe ich einfach auf Bob. Dem Chef soll man doch möglichst in den Allerwerte­sten kriechen, oder etwa nicht? Hab ich da etwa was falsch verstanden. Ach, was soll´s. Der kennt das ja mittlerwei­le. Trennen wollen wir uns jedenfalls nicht!

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