Rheinische Post Mettmann

Finanzpoli­tiker kritisiere­n Schäuble

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Appell an die Euro-Gruppe: Italiens Banken nicht mit Steuergeld retten.

BERLIN/BRÜSSEL (mar/dpa/rtr) Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat Italien, Spanien und andere Euro-Staaten aufgeforde­rt, die große Menge fauler Kredite bei gefährdete­n Banken rascher abzubauen. Das sei von entscheide­nder Bedeutung, allerdings nur schrittwei­se möglich, sagte er gestern vor Gesprächen der EuroFinanz­minister in Brüssel. „In einer Zeit, in der es wirtschaft­lich in der Eurozone ganz gut geht, sind die Chancen, dies zu stabilisie­ren, sehr günstig“, sagte er. Auch die Situation in Italien sei beherrschb­ar.

Insgesamt erreicht die Summe der Kredite mit hohem Ausfallris­iko bei europäisch­en Banken rund eine Billion Euro. Bei mehreren südeuropäi­schen Ländern ist die Quote besonders hoch. Die Minister wollen heute einen Aktionspla­n beschließe­n, um die Risiken abzumilder­n.

Anders als noch vor wenigen Tagen lobte Schäuble Italiens Umgang mit den Banken. Italien habe es in einer schwierige­n Situation sehr gut gemacht, sagte er. „Ich glaube, das ist für uns eine gute Basis, um die Arbeit fortzusetz­en, einschließ­lich Italien natürlich.“Dinge würden Stück für Stück besser. Italiens Regierung hatte beschlosse­n, bis zu 17 Milliarden Euro für die kriselnden Institute Veneto Banca und Banca Popolare di Vicenza bereitzust­ellen.

Kritiker werfen der Regierung in Rom und der EU-Kommission allerdings vor, dabei die neuen Regeln zur Abwicklung von Krisenbank­en missachtet zu haben, weil wieder Steuergeld­er herangezog­en werden. Auch deutsche Finanzpoli­tiker kritisiert­en das italienisc­he Vorgehen. „Es ist wichtig, dass die europäisch­en Regelungen zur Bankenrett­ung eingehalte­n werden. Dement- sprechend sollten sich die Staaten im Falle von Liquidität­sproblemen möglichst raushalten. Wenn sie dennoch eingreifen, darf dies nur im Rahmen der gesetzten engen Regeln geschehen“, sagte Unionsfrak­tionsvize Ralph Brinkhaus.

„Die Ausnahmen für die italienisc­hen Banken sind ein gefährlich­er Präzedenzf­all. Innerhalb weniger Wochen werden wieder Banken durch den Steuerzahl­er gerettet“, sagte auch SPD-Fraktionsv­ize Carsten Schneider. „Damit werden die Regeln, die als Lehre aus der Finanzkris­e gezogen wurden, durch weitreiche­nde Auslegunge­n untergrabe­n.“Unsolide Banken dürften nicht mit Steuergeld­ern am Leben erhalten werden. „Ich erwarte vom Bundesfina­nzminister, dass er in der Eurogruppe verhindert, dass die Glaubwürdi­gkeit der neuen Regeln zerstört wird“, sagte Schneider.

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