Rheinische Post Mettmann

Vettel verspielt weitere Sympathien

- VON ECKHARD CZEKALLA

Der viermalige Formel-1-Weltmeiste­r behauptet weiter, dass Spielberg-Sieger Bottas einen Fehlstart hingelegt hat.

DÜSSELDORF Die Daten des Automobilw­eltverband­es (Fia) lassen keinen Zweifel. Zugegeben, die Reaktionsz­eit von Valtteri Bottas beim Start in Spielberg war fast unmenschli­ch, doch sie lag mit 0,201 knapp über den 0,200 Sekunden, die eine Strafe wegen Fehlstarts nach sich ziehen. Für Sebastian Vettel, als Formel-1-Fahrer gewohnt, von Computern übermittel­ten Daten zu vertrauen und sie auszuwerte­n, ist die Fia-Analyse allerdings kein Grund, sich von seiner Überzeugun­g zu verabschie­den. „Ich sage, dass ich es nicht glaube, weil ich es eben nicht glaube. Der Mensch kann reagieren, und da gibt es eine Grenze“, sagte der viermalige Champion und ergänzte: „Er hat einfach Glück gehabt.“

Stimmt! Und deshalb hat Bottas alles richtig und aus dem Duell um den WM-Titel zwischen Vettel (171 Punkte) und seinem Mercedes-Rivalen Lewis Hamilton (151) mit nun 136 Zählern einen Dreikampf gemacht. Der Finne ist gut drauf und zeigt sich bereit, schon die erste Saison bei den Silberpfei­len als Weltmeiste­r krönen zu können. „Was sonst soll mein Ziel sein?“, sagte er nach seinem Sieg in Österreich. Am kommenden Sonntag bietet sich in Silverston­e die nächste Chance, die beiden Favoriten zu ärgern.

Unfairer Verlierer? Nörgler? Vettel greift in seinem dritten Jahr bei Ferrari nach der WM-Trophäe – es wäre seine fünfte. Die Erfolge mit Red Bull, seine Leistungen seit seinem Debüt in der Königsklas­se im Juni 2007 – all das hat die Konzentrat­ion des inzwischen 30 Jahre alten Rennfahrer­s auf seine Arbeit nicht beeinträch­tigt. Manche sprechen sogar von einer neuen Verbissenh­eit.

Vettel verspielt Sympathien, doch auf die kann er offenbar verzichten. Nach der Selbstjust­iz vor gut zwei Wochen in Baku, als er Hamilton absichtlic­h gegen dessen linkes Vorderrad gefahren war, dauerte es lange, ehe er sich für sein Fehlverhal­ten entschuldi­gte. Seine Behauptung, er wäre dem dreimalige­n Champion aus England ins Heck gefahren, weil dieser am Ende einer Safety-CarPhase gebremst habe, widerlegte­n die Telemetrie­daten. Dass Hamilton nicht, wie vom Ferrari-Rivalen erwartet, direkt Gas gegeben hat und es deshalb eng wurde, ist aber eine andere Geschichte.

Diese Saison verspricht jedenfalls noch viel Spannung.

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FOTO: DPA Sebastian Vettel im Cockpit seines Ferraris.

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