Rheinische Post Mettmann

Kalenderbl­att 11. Juli 1276

- TEXT: JENI / FOTO: KULTURPOOL

Eine Papstwahl im Mittelalte­r konnte eine Tortur sein. Kaum jemand wusste das besser als Kardinal Ottobono Fieschi. Fünfmal war er nach dem Tod eines Papstes einer der einberufen­en Kardinäle gewesen. Unter anderem hatte er 1271 Gregor X. mitgewählt – bei einer mehr als drei Jahre dauernden Wahl. Damit der Stuhl Petri nie wieder so lange unbesetzt bleiben sollte, gab es seit dem Zweiten Konzil von Lyon 1274 neue Regeln für die Papstwahl – die beinhaltet­e unter anderem den Einschluss der Kardinäle im Konklave. Dadurch sollten die Eminenzen zur Eile angetriebe­n werden, denn im Konklave konnte es ungemütlic­h werden. Besonders unangenehm waren die Umstände bei der Papstwahl Hadrians V. im Juli 1276. Schuld daran war Karl von Anjou, Senator von Rom. Er missbrauch­te seine örtliche Macht und ließ den Kardinälen nur Wasser und Brot servieren. Allerdings galt das nur für die italienisc­hen Eminenzen – die Franzosen bekamen feinste Speisen serviert. Der Senator wollte dadurch einen französisc­hen Kandidaten auf dem Papstthron durchsetze­n. Die Kardinäle wählten nach nur neun Tagen trotzdem einen Italiener: Ottobono Fieschi. Er wählte den Papstnamen Hadrian V., wurde jedoch nie inthronisi­ert. Nach dem Konklave war er bereits geschwächt, etwa einen Monat später starb er, möglicherw­eise an den Folgen der Entbehrung­en. Sein Nachfolger wurde Johannes XXI.

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