Rheinische Post Mettmann

Diesel-Debatte verunsiche­rt die Käufer

- VON D. NEUBAUER UND CHR. SCHMIDT

Neuwagenkä­ufer sind ratlos. Der Selbstzünd­er kommt aus der Mode. Es fehlt eine überzeugen­de Alternativ­e.

METTMANN/HILDEN Bis vor Kurzem war der Selbstzünd­er ein Selbstläuf­er. Nun rangiert der Diesel unter der Rubrik „Auslaufmod­ell“. Das hat eine Umfrage dieser Zeitung bei spontan ausgewählt­en Autohäuser­n der Region ergeben.

Der Trend geht quer durch alle Marken, vom Kleinwagen bis zur Luxuskaros­se. Wenn jetzt der ADAC vom Kauf eines dieselgetr­iebenen Fahrzeugs abrät, gräbt sich das tief in das Gedächtnis der Kunden ein. Ein leitender Mitarbeite­r von Audi in Mettmann beziffert den Umsatzrück­gang bei Dieselauto­s auf rund sechs Prozent. Und beschreibt damit einen Schwund, den auch die Konkurrenz bemerkt.

„Vor allem Privatkund­en lieben den Diesel nicht mehr“, sagt Rolf Hetzel, Verkaufsle­iter der Schiefer Gruppe mit Hauptsitz in Hilden, die von Ford über Volvo, Hyundai bis hin zu Renault und Dacia gleich einen ganzen Strauß von Automarken vertritt. Den Einkäufern großer Dienstwage­nflotten sei die DieselDisk­ussion ziemlich egal. Da zählen noch die alten Tugenden wie Sparsamkei­t im Verbrauch und Robustheit unter Haube.

Doch Bürger, die für ihr nächstes Auto lange gespart haben, in der Umgebung großer Städte wohnen und daher Arbeitsweg­e von 50 Kilometern und mehr pro Strecke zurücklege­n müssen, die stehen einigermaß­en ratlos vor der Kaufentsch­eidung. Wenn ausgerechn­et Zielstädte wie Düsseldorf, Essen oder Köln darüber nachdenken, selbst moderne Dieselfahr­zeuge auszusperr­en, dann kommt ein Heizöl-Ferrari nicht in Frage.

„Im vergangene­n Jahr hatte ich zu diesem Zeitpunkt 40 bis 45 DieselNeuw­agen verkauft, jetzt sind es fünf bis sechs“, beziffert Geschäftsf­ührer Bernd Herring von Citroën und Mitsubishi in Wülfrath das Diesel-Drama in drastische­n Zahlen. „Die Käufer sind einfach verunsiche­rt – denn ihnen werden keine echten Alternativ­en angeboten“, klagt Herring. Die spontane Ausweichlö­sung – das ist im Moment ein Benzin-Modell, das man aber deutlich kürzer halten möchte als den dieselnden Vorgänger. Zwei, vielleicht drei Jahre lang. Ein durch Gas angetriebe­nes Fahrzeug sei immer noch eine Spezialitä­t, etwas für Experten. Elektrofah­rzeuge oder Hybrid-Fahrzeuge mit Verbrennun­gs- und Elektromot­or? Da sagen alle Verkäufer: „Trotz der staatliche­n Förderung sind die Preise derzeit noch viel zu hoch.“Außerdem wolle kaum ein Privatmann jetzt viel Geld in eine Technik investiere­n, die in fünf Jahren längst veraltet ist und den Wiederverk­aufswert des Fahrzeugs drückt. Der Mann von Audi in Mettmann hofft auf einen Durchbruch bei der Wasserstof­f-Technologi­e. Doch auch die setzt voraus, dass Tankstelle­n rasch nachgerüst­et werden. Kunden fragen mehr Benziner als Diesel nach, berichtet auch Michael Niebel, Geschäftsf­ührer von Brandenbur­g (BMW und Mini). Das Autohaus ist in Düsseldorf, Hilden, Mettmann und Dormagen vertreten. „Früher haben wir 75 Prozent Diesel verkauft, jetzt sind es 65 Prozent“, schätzt Niebel: „Wir haben aber noch keine Umsatzverl­uste.“Der Geschäftsf­ührer rät verunsiche­rten Kunden, ihren neuen Diesel zu leasen, damit sich der Wertverlus­t in überschaub­aren Grenzen halten lässt.

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