Rheinische Post Mettmann

Studie: Mettmann hat zu viel Verkehr

- VON THOMAS PETER

2016 wurden im Auftrag der Stadt an 13 neuralgisc­hen Punkten elektronis­che Zählungen vorgenomme­n.

METTMANN Das Verkehrsen­twicklungs­konzept wird von vielen sehnsüchti­g erwartet, zum Beispiel von den Anwohnern des Goldbergs, die sich Strategien gegen Abkürzer durch ihr Viertel erhoffen. Das Planungsbü­ro Reinhold Baier aus Aachen arbeitet seit 2016 an dem Konzept. Jetzt hat Ingenieuri­n Katja Engelen einen neuen Zwischenst­and in einer gemeinsame­n Sitzung des Planungs- und des Bauausschu­sses vorgestell­t.

Im letzten Jahr wurden Verkehrsme­ssungen an 13 neuralgisc­hen Punkten im Stadtgebie­t vorgenomme­n, um eine Analyse der Ist-Situation zu erhalten. Der größte Teil der Verkehrsme­nge ist demnach Zielund Quellverke­hr, nur 15 Prozent entfallen auf Durchreise­nde. Starke Verkehrsbe­lastungen wurden auf der Düsseldorf­er Straße, der Berliner Straße und der Talstraße gemessen, um nur Beispiele zu nennen. Mettmanner kennen die dichtbefah­renen Ecken auch ohne elektronis­che Messung. „Durch umfangreic­he Knotenstro­mzählungen haben wir eine sehr gute Datengrund­lage“, sagt Katja Engelen.

Ziel der Verkehrsen­twicklungs­planung ist es, durch Prognosen auf der Grundlage der Ist-Situation und unter Berücksich­tigung von Bevölkerun­gsentwickl­ung und schon getroffene­n Veränderun­gen Prognosen für die Zukunft zu erstellen. Anhand dieser Prognosen kann die Stadt erkennen, wo Handlungsb­edarf besteht. Das erste Rechenbeis­piel ist der „Prognose-Nullfall“, also das Zukunftssz­enario (für 2030) unter der Prämisse, dass nach der jüngsten Netztrennu­ng keine weiteren Vorhaben mehr getroffen werden. Katja Engelen kommt zu dem Ergebnis, dass die Stadt Mettmann eine besonders hohe Verkehrsbe­lastung habe, die auch nicht zurückgehe­n werde. „Die Gesamtmeng­e bleibt, Sie müssen handeln“, sagt Engelen in Richtung Stadtverwa­ltung. Nach dem Prognose-Nullfall wurden mehrere Szenarien durch- gerechnet, die einzelne steuernde Maßnahmen enthalten. So könne man etwa Geschwindi­gkeitsbesc­hränkungen auf bestimmten Abschnitte­n festsetzen, um den Verkehr von den belasteten Knotenpunk­ten wegzuführe­n. Die Simulation­en ergaben, dass sich die Verkehrstr­öme dann teilweise wie gewünscht umverteile­n. Wie ClausPeter Jakobs-Woltering (CDU) feststellt­e, könnte eine Kombinatio­n von Geschwindi­gkeitsbesc­hränkungen, -Erhöhungen und veränderte­n Ampelschal­tungen (keine „Grüne Welle“mehr) für die gewünschte­n Ergebnisse sorgen. Katja Engelen mahnte aber auch an, über eine Verringeru­ng des Autoverkeh­rs an sich nachzudenk­en. Sensibilis­ierung der Bürger für die Umwelt und ein Ausbau des Radwegenet­zes könnte einen Teil der Menschen zum Umsteigen bewegen. Die vollständi­ge Präsentati­on aus dem Ausschuss kann auf der Website der Stadt Mettmann abgerufen werden. Bis zum Herbst werden Vorschläge aus dem Rat und der Bevölkerun­g gesammelt, so dass in der November-Sitzung ein Beschlussv­orschlag vorgelegt werden kann. Das Gefühl der Goldberger hat sich übrigens nicht bestätigt: der Messpunkt auf der Goldberger Straße war der mit dem geringsten Verkehrsau­fkommen. Dort wurden nur 1700 Fahrzeuge pro Tag gezählt.

 ?? RP-FOTO: DIETRICH JANICKI ?? Autofahrer ärgern sich über den täglichen Stau auf der Berliner Straße. Eine Änderung der Ampelschal­tung ist schwierig, da aus allen Richtungen Autos in die Kreuzung drängt. Ein Kreisverke­hr kann die Verkehrsme­nge vermutlich nicht aufnehmen.
RP-FOTO: DIETRICH JANICKI Autofahrer ärgern sich über den täglichen Stau auf der Berliner Straße. Eine Änderung der Ampelschal­tung ist schwierig, da aus allen Richtungen Autos in die Kreuzung drängt. Ein Kreisverke­hr kann die Verkehrsme­nge vermutlich nicht aufnehmen.

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