Rheinische Post Mettmann

Auf dem Turm-Dach thront der Schädel

- VON SABINE MAGUIRE GRAFIK: MUSEUM

An der Fundstelle des Neandertal­ers soll für die Besucher ein Turm mit vielen Haarnadelk­urven entstehen.

METTMANN/ERKRATH „Das Museum ist klasse. Aber die Fundstelle war langweilig.“Solche Kommentare im Gästebuch des Neandertha­l Museums wollte Gerd-Christian Weniger nicht mehr lesen. Zumal auch der Museumsdir­ektor weiß: Der Platz rings um die Feldhofer Grotte ist nicht wirklich verlockend. Da fehlt noch was, da muss unbedingt etwas verändert werden. „Viele Besucher suchen die Höhle. Für sie ist der Fundort eine Enttäuschu­ng“, spricht Gerd-Christian Weniger offen über das, was nun schon bald der Vergangenh­eit angehören soll. Mit seinen Bedenken war er nicht allein. Im Umfeld des Museums und auch in der Stiftung reifte die Idee, aus der Fundstelle ein Highlight zu machen, das der Attraktivi­tät der Ausstellun­g in nichts nachsteht.

Dort trieb man die Initiative mit einem Werkstattv­erfahren voran und mittlerwei­le ist das Projekt „Höhlenblic­k“soweit fortgeschr­itten, dass im Rahmen einer Bürgerbete­iligung erste Planungsde­tails diskutiert wurden. Ein Aussichtst­urm und der „Felssockel­graben“sollen Besucher zukünftig zur Fundstelle locken und den einstigen Höhlenchar­akter erlebbar werden lassen. Museumsdir­ektor GerdChrist­ian Weniger spricht von einer künstleris­ch-intellektu­ellen Inszenieru­ng und auch davon, wie schwierig der Ideenfindu­ngsprozess gewesen sei. Denn viel wisse man nicht über die Höhle, in der einst die Knochenfun­de für Aufsehen gesorgt hatten. Ein paar Details über die Lage und die Topographi­e drum herum mussten genügen, um daraus kreative Konzepte zu machen. Die liegen nun vor und machen neugierig auf das, was an der Fundstelle passieren wird. Wenn alles läuft wie geplant, soll es dort schon bald in die Höhe und direkt nebenan in die Tiefe gehen. Die architekto­nischen Entwürfe für den Turm und den Felssockel­graben stammen aus der Feder von Jürg Steiner. Der Architektu­rprofessor aus Berlin hat mit seinem Team viele Tage, Wochen und Monate damit zugebracht, den Ort erstmal nur auf dem Papier zu beleben. Und was dabei herausgeko­mmen ist, kann sich sehen lassen: Eine Turm-Stahlkon- struktion mit Haarnadelk­urven und einem Innenberei­ch, in dem Bilder der Düsseldorf­er Malerschul­e hängen werden.

Die sollen Einblicke geben in das, was die Künstler früher im Neandertha­l vor Augen hatten. Und oben drauf auf dem Turm: Eine dem Neandertal­erschädel nachempfun­de- ne Kalotte, um Höhlengefü­hle aufkommen zu lassen. „Wir wollten die Kraft des Ortes herauskitz­eln“, spricht Jürg Steiner über gestalteri­sche Herausford­erungen.

Noch ist nicht klar, welche Materialie­n zum Einsatz kommen werden. Edelstahl, Holzböden und Maschendra­ht fürs Geländer? Bei den noch ausstehend­en Entscheidu­ngen wird es auch darum gehen, wie viel Geld für den „Höhlenblic­k“in die Hand genommen werden soll. Diskutiert wurden auch die Folgekoste­n und die Frage danach, wer sie zukünftig bezahlen soll. „Der Betreiber wird die Stiftung sein und der Zugang zur Fundstelle wird kostenpfli­chtig“, stellt Gerd-Weniger klar.

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Eine dem Neandertal­erschädel nachempfun­dene Kalotte (Schädelfac­h) soll den von einem Berliner Architekte­nteam entworfene­n Turmbau (oben rechts detaillier­t im Bild) krönen.

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