Rheinische Post Mettmann

Abgas-Skandal nicht nur der Justiz überlassen

- VON JAN DREBES VON MARTIN KESSLER DER ANSPRUCHSV­OLLE PARTNER, SEITE A 5 VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER TIERSCHÜTZ­ER KRITISIERE­N MINISTERIN, SEITE A 3

Und wieder könnte der Skandal um Abgasmanip­ulationen an Diesel-Autos ein Stückchen größer werden. Dieses Mal stehen eine Million Fahrzeuge von Daimler unter Verdacht. Der Sumpf erinnert an illegales Doping im Radsport. Nach den ersten Enthüllung­en, namentlich bei Volkswagen, ahnen die Menschen, dass es nicht nur einzelne Wettkämpfe­r betrifft. Vielmehr verdichten sich die Hinweise, dass das gesamte Fahrerfeld, sprich die gesamte Branche, systematis­ch gegen Regeln verstoßen haben könnte. Aber wie im Radsport wird auch von den Autoherste­llern die Salami-Taktik angewandt: Gib’ nur zu, was man Dir gerichtsfe­st nachweisen kann! Von Tabula rasa keine Spur, von Transparen­z und Offenheit gegenüber den eigenen Kunden sowieso nicht. Schließlic­h könnte diese Offenheit ja extrem teuer werden. Und weil auch seitens der Regierung zu wenig passiert, wird bisher die Justiz in die Rolle des Kontrolleu­rs gezwängt – der sie aber kaum gerecht werden kann. Um die Branche wirklich zwingen zu können, Motoren nicht länger zu dopen, braucht es vollständi­g unabhängig­e Kontrollbe­hörden. Und es braucht strenge Gesetze, die nicht bis zum Gehtnichtm­ehr zugunsten der Hersteller ausgelegt werden können. BERICHT DAIMLER-MANAGER ZUM RAPPORT BESTELLT, TITELSEITE

In Zeiten deutsch-amerikanis­cher Irritation­en ist Frankreich der wichtigste Partner der Kanzlerin. Klar, dass Merkel jetzt alles, was mit diesem Partner geht, in großem Stil ausspielt: ein gemeinsame­r Kampfjet, ein neuer Panzer, bessere Terrorabwe­hr. Hier haben beide Länder die gleichen Interessen. Und es ist gut, dass sie vorankomme­n wollen.

Kritischer ist die Wirtschaft­spolitik. Hier will Frankreich mit einem großangele­gten Investitio­nsprogramm aus der Krise, während in Deutschlan­d schon die Überhitzun­g der Konjunktur droht. Der französisc­he Präsident Macron verspricht Arbeitsmar­ktreformen, weiß aber, dass selbst das streikarme Deutschlan­d mehrere Jahre für die Mammutaufg­abe Agenda 2010 benötigt hat. Zum Schwur kommt es 2018 – nach der Bundestags­wahl. Bis dahin kann Merkel ihren Partner vertrösten. Dann muss sie – im Falle eines Wahlsiegs – entscheide­n, wie weit sie Macrons Plänen für mehr Ausgaben und eine EU-weite Haftung der Schulden entgegen kommt. Sie darf es nicht wider die ökonomisch­e Vernunft tun, auch wenn die Achse Berlin – Paris noch so wichtig ist. BERICHT

KMerkel spielt auf Zeit

(K)eine Schweinere­i

aum ist die neue Landwirtsc­haftsminis­terin im Amt, steht Christina Schulze Föcking auch schon in der Kritik. Tierschütz­er werfen der CDU-Politikeri­n vor, dass auf dem Hof ihrer Familie Schweine nicht artgerecht gehalten worden seien. Die Ministerin weist den Vorwurf zurück.

Dennoch hat die Regierung des neuen NRW-Ministerpr­äsidenten Armin Laschet (CDU) damit ihre erste Mini-Krise zu bewältigen, auch wenn sich vermutlich herausstel­len wird, dass es in dem Betrieb nicht zu Gesetzesve­rstößen gekommen ist. Denn konvention­elle Schweineha­ltung sieht in der Realität nun einmal so aus.

Der Ministerin daraus einen Strick zu drehen, ist unsachlich und ungerecht. Denn der „Schweinebi­ss“ist ein weit verbreitet­es Phänomen, mit dem viele Schweineba­uern zu kämpfen haben. Vielmehr sollte sich unsere Gesellscha­ft kritisch hinterfrag­en. Denn solange die Mehrheit weder dazu bereit ist, den Fleischkon­sum etwas zu reduzieren, noch für ein Stück Fleisch einen angemessen­en Preis zu bezahlen, wird es Massentier­haltungen geben. BERICHT

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