Rheinische Post Mettmann

800 Linksextre­me wollten zum G20

- VON THOMAS REISENER

Die Sicherheit­sbehörden identifizi­erten 40 Vorbereitu­ngstreffen.

DÜSSELDORF Die Debatte um die G20-Krawalle vom Wochenende pendelte gestern im Landtag zwischen Kitsch und hitzigem Schlagabta­usch. Eher kitschig mutete an, wie ausnahmslo­s jede Rede mit demselben Floskelpak­et begann: Ausladende­r Dank an die Polizei für den Einsatz in Hamburg plus scharfe Verurteilu­ng der Gewalttäte­r.

Hitzig wurde es, als der neue NRW-Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) die Redner beim Wort nehmen wollte: „Es ist ja schön, dass hier alle solche Krawalle verurteile­n. Aber ich hoffe, dass dann auch alle mit dabei sind, wenn es darum geht, konkrete Maßnahmen gegen sowas zu beschließe­n“, sagte Reul und musste sich prompt die Frage gefallen lassen, was er selbst denn schon dagegen unternomme­n habe.

Erst seit wenigen Tagen im Amt räumte Reul ein, dass sein Einfluss gering gewesen sei. Dennoch sei NRW im Vorfeld des Gipfels intensiv mit der Überwachun­g der Szene befasst gewesen. Von den rund 1000 gewaltorie­ntierten Linksextre­misten in NRW hätten bis zu 800 eine Anreise nach Hamburg geplant. Die NRW-Behörden hätten teilweise verdeckt ermittelt und Kenntnis von 40 Vorbereitu­ngstreffen gehabt. Die Erkenntnis­se seien auch weiterge-

Herbert Reul (CDU) leitet worden. „Die vorbereite­nde Arbeit der Sicherheit­sbehörden in NRW verlief fehlerfrei“, sagte Reul. In Zukunft komme es darauf an, jeglichen politische­n und religiösen Extremismu­s gleich ernst zu nehmen.

AfD-Fraktionsc­hef Marcus Pretzell sorgte für Empörung, als er andeutete, Hamburg sei aus wahltakti- schen Gründen Austragung­sort geworden. Im Wissen um die dort besonders starke autonome Szene habe die CDU eine Art Bühne für die Demonstrat­ion ihrer sicherheit­spolitisch­en Schlagkraf­t gesucht.

Gregor Golland (CDU) sprach von einer „Kriegserkl­ärung an unseren Rechtsstaa­t“. Wie auch andere Redner von CDU und FDP warf er SPD und Grünen die Verharmlos­ung linker Gewalt vor. Was diese schroff zurückwies­en. Grünen-Fraktionsc­hefin Monika Düker stellte klar: „Wer steinewerf­end und brandschat­zend durch die Straßen marodiert, ist auch für uns ein Straftäter.“

Dennoch gab Düker zu bedenken, dass Hamburg als „Wallfahrts­ort der gewaltbere­iten Linken“nicht für die Austragung eines solchen Gipfels geeignet gewesen sei. „Vielleicht macht man sowas besser bei den Vereinten Nationen in New York“, sagte Düker – begleitet von heftigen Zwischenru­fen des neuen CDUFraktio­nschefs Bodo Löttgen, der sich den Austragung­sort „nicht von Chaoten diktieren“lassen will.

„Die vorbereite­nde Arbeit der Sicherheit­sbehörden in NRW verlief fehlerfrei“

NRW-Innenminis­ter

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