Rheinische Post Mettmann

Moskau billigt Gulags in Ostukraine

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Deutschlan­dfunk: Strafgefan­gene müssen unbezahlte Zwangsarbe­it leisten.

KÖLN (kna) Im Osten der Ukraine zwingen prorussisc­he Separatist­en nach einem Bericht des Deutschlan­dsfunks Tausende Strafgefan­gene zu unbezahlte­r Zwangsarbe­it. Nach Informatio­nen des Senders dient dieses Netz von Arbeitslag­ern der Finanzieru­ng der beiden selbst ernannten Volksrepub­liken Donezk und Lugansk.

Den Recherchen zufolge sind von den bis zu 10.000 Häftlingen, die in den besetzten Gebieten Zwangsarbe­it verrichten müssen, viele inzwischen unrechtmäß­ig in Gefangensc­haft. Sie hätten ihre Strafen bereits verbüßt oder müssten wegen einer 2014 von Kiew verfügten Amnestie längst auf freiem Fuß sein.

Die „Menschenre­chtsgruppe Ostukraine“spricht laut Sender von „Gulags mit Moskaus Billigung“und schätzt die Einnahmen auf umgerechne­t bis zu 500.000 Euro pro Monat. Auf die Bitte des Deutschlan­dfunks um eine Stellungna­hme kam von den Regierunge­n der sogenannte­n Volksrepub­liken keine Antwort. Die Ombudsfrau für Menschenre­chte des ukrainisch­en Parlaments, Walerija Lutkowska, sagte dazu, die Regierung in Kiew könne ihren Bürgern in diesen Straflager­n nicht helfen, weil ukrainisch­e Gesetze dort nicht gelten würden.

Der Direktor des deutschen Büros der Organisati­on Human Rights Watch, Wenzel Michalski, sprach von einem Versagen der internatio­nalen Staatengem­einschaft. Länder wie Deutschlan­d und Frankreich, die Einfluss auf Russland hätten, müssten sich „viel mehr stark machen“, forderte er im Deutschlan­dfunk Kultur. Es gehe sehr selten bei internatio­nalen Verhandlun­gen um die Rechte der Menschen, die in diesen besetzten Gebieten leben. Es gehe zu häufig um geopolitis­che Fragen.

Seiner Einschätzu­ng nach habe die russische Regierung zur Zeit überhaupt kein Interesse daran, den Rebellen „irgendwie dazwischen zu funken“, sagte Michalski. Vielmehr unterstütz­e Russland die Rebellen, die Menschenre­chte verletzten, Menschen quälten und auch verschwind­en ließen: „Ich sehe zur Zeit da überhaupt keine Einsicht der Russen.“

Der Botschafte­r der Ukraine in Deutschlan­d, Andrij Melnyk, sagte, die Ukraine selbst habe seit drei Jahren keinen Zugang zu diesen Gebieten, erst recht nicht zu den Gefängniss­en. Entscheide­nd sei, den Druck auf Russland zu erhöhen. „Und trotz der Zusagen von Putin höchst persönlich hatte sogar das Rote Kreuz keinen Zugang zu diesen Menschen“, betonte er.

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