Rheinische Post Mettmann

Fußball-Zweitligis­t Fortuna statt Sabbatjahr

-

Der neue Finanzvors­tand Jörg Eicker macht seinen Antrittsbe­such im Trainingsl­ager. Er will sein Wissen einbringen und Vorbild sein.

BERND JOLITZ BERICHTET AUS MARIA ALM Ein ehrenamtli­cher Finanzvors­tand? Manch einer im FortunaUmf­eld war schon überrascht, als in der Nachfolge des langjährig­en hauptamtli­chen Finanzchef­s Paul Jäger nicht wieder jemand präsentier­t wurde, der sich mit der Pflege der wirtschaft­lichen Belange des Zweitligak­lubs auch seine Brötchen verdient. Jörg Eicker wollte aber genau das nicht. „Mir war es wichtig, meine Unabhängig­keit und Neutralitä­t zu haben“, sagt der 52-Jährige, der vor wenigen Tagen sein Amt angetreten hat. „Fortuna stellt mir ein Büro mit PC und ein Auto, sonst nichts.“

Eicker ist auch nicht auf materielle Zuwendunge­n angewiesen. Bei seinem bewusst locker gehaltenen Antrittsbe­such im Trainingsl­ager in Maria Alm berichtet er, dass er dank seiner früheren Tätigkeite­n „eine gewisse finanziell­e Unabhängig­keit“erlangt habe. „Ende des ver- gangenen Jahres habe ich meine Beschäftig­ung als Finanzvors­tand beim IT-Leasing-Unternehme­n Grenke aufgegeben und wollte ein Sabbatjahr machen. Wegen Fortuna sind dann nur sechs Monate daraus geworden.“Ein paar Tassen Kaffee habe er mit dem Aufsichtsr­atsvor- sitzenden Reinhold Ernst getrunken, den er durch frühere berufliche Verbindung­en kannte, gute Gespräche geführt – und sich dann entschiede­n, die Herausford­erung Fußball anzunehmen.

Eine Rolle in seinem Leben spielt Fortuna aber schon wesentlich länger. „Allerdings nur als Fan, der im Oberrang leidenscha­ftlich mitgeht.“Als Schüler, so ergänzt er, hatte es für eine gekaufte Karte dagegen nur selten gereicht: „Und so ging ich dann im alten Rheinstadi­on wie so viele andere ins Schwimmbad und schaute mir die Spiele durch den Zaun unter der Anzeigetaf­el an.“Und dann gab es da ja noch die alte Freundscha­ft zum ehemaligen Präsidente­n und heutigen DFB-Vize Peter Frymuth. „Wir kennen uns schon ewig aus unserer jeweiligen Arbeit für die katholisch­e Jugend. Auch das hat mir die Entscheidu­ng für Fortuna erleichter­t.“

So wie früher bei der Jugendarbe­it erhofft sich Eicker auch durch sein Ehrenamt im Fußball eine gewisse Vorbildfun­ktion. „Wir haben in Deutschlan­d eine ausgeprägt­e Vereinskul­tur, die gepflegt werden will. Da möchte ich dem einen oder anderen sagen: Man muss nicht alles für Geld machen.“Inhaltlich gehe es ihm vor allem darum, sein Knowhow aus mehreren Jobs in den Bereichen Wirtschaft und Finanzen „positiv einzubring­en“. Ehefrau Anja unterstütz­e ihn dabei, „auch wenn ich ihr erst einmal kritisch vorrechnen musste, dass wir uns so eine ehrenamtli­che Aufgabe überhaupt leisten können“. Denn eine neue berufliche Aufgabe hat Eicker wegen Fortuna erst einmal aufgeschob­en: „Der Aufsichtsr­at hat mich für drei Jahre bestellt, das bringt Verantwort­ung mit sich. Ich mache erst jetzt erst einmal diese Saison auf diese Weise, mit Hinund Rückrunde. Wenn Fortuna mich dann immer noch will, geht es weiter.“

Mit seinem Vorgänger Paul Jäger hat sich Eicker bereits ausgetausc­ht, die Atmosphäre dabei sei ausge- zeichnet und sehr konstrukti­v gewesen. Wie er überhaupt Fortuna auf einem guten Weg sieht. „Aber es gibt noch einiges zu tun“, sagt der Finanzvors­tand. „Wir können auf ganz toller, solider Arbeit aufbauen. Aber so gern ich die rheinische Rivalität pflege und mit ganzem Herzen Düsseldorf­er bin – die Kölner haben uns da einiges vorgemacht.“

 ?? FOTO: CHRISTOF WOLFF ?? Fortunas Aufsichtsr­at-Vorsitzend­er Reinhold Ernst, Finanz-Vorstand Jörg Eicker und Vorstandsc­hef Robert Schäfer (v.l.). besuchten das Team.
FOTO: CHRISTOF WOLFF Fortunas Aufsichtsr­at-Vorsitzend­er Reinhold Ernst, Finanz-Vorstand Jörg Eicker und Vorstandsc­hef Robert Schäfer (v.l.). besuchten das Team.

Newspapers in German

Newspapers from Germany