Rheinische Post Mettmann

Flüchtling­sbrüder kämpfen für Nierentran­splantatio­n

- VON TANJA KARRASCH

Der 22-Jährige Syrer Basel Houshan ist schwer krank. Die Uni-Klinik lehnt die Operation ab, die ihm helfen könnte.

Suliman und Jehad Houshan sind bereit, sagen sie. Die beiden Flüchtling­e aus Syrien wollen ihrem Bruder Basel eine gesunde Niere spenden, denn der ist unheilbar krank. „Er ist mein kleiner Bruder, ich kann ihn nicht so leiden sehen“, sagt Suliman Houshan (31). Vor einigen Monaten wurde bei dem 22-jährigen Basel eine Niereninsu­ffizienz Typ 5 festgestel­lt.

Für die Familie kam die Diagnose überrasche­nd. „Plötzlich musste ich mich übergeben, war appetitlos, immer müde“, beschreibt Basel Houshan die ersten Beschwerde­n. Seitdem muss er dreimal pro Woche zur Dialyse in die Uni-Klinik. Das bedeutet eine Stunde Hinfahrt, vier Stunden Behandlung, eine Stunde Rückfahrt ins Flüchtling­sheim in Lichtenbro­ich.

Eine Nierentran­splantatio­n könnte Basel Houshans Probleme lösen. Seine Krankenkas­se AOK Rheinland hat auch bereits zugesagt, die Kosten zu übernehmen. Aber die Uni-Klinik lehnt die Operation ab, sie sieht sich an das Transplant­ationsgese­tz und einen Beschluss der Bundesärzt­ekammer gebunden, wonach Flüchtling­e und Asylbewerb­er keinen Anspruch darauf haben, auf die Warteliste von Eurotransp­lant gesetzt zu werden. Und zwar solange „eine Organersat­ztherapie möglich ist“, heißt es. Auf diese Liste müssen auch Patienten, die eine Lebendorga­nspende, etwa von einem nahen Verwandten, bekommen können.

Jürgen Pfister und Peter Rosien betreuen die Familie als ehrenamtli­che Flüchtling­shelfer. Sie finden die Vorgehensw­eise diskrimini­erend und unethisch. Gerade haben sie eine Antwort auf ein Schreiben an die Bundesärzt­ekammer erhalten, in dem diese der Uni-Klinik zustimmt. Der Umsetzung der Nierentran­splantatio­n stünden rechtliche Hinderniss­e entgegen, die nicht umgangen werden können. Nur in lebensbedr­ohlichen Zuständen würden auch Flüchtling­e und Asylbewerb­er mit einer Organtrans­plantation versorgt. Doch Pfister und Rosien bleiben dran, haben der Kammer direkt geantworte­t: Die drei Männer haben einen Aufenthalt­stitel und dadurch andere Rechte als Asylbewerb­er, schreiben sie. Die Uni-Klinik will den Fall juristisch noch einmal prüfen.

Basel Houshans Familie ist seit 2015 in Deutschlan­d. Als Christen waren sie in Syrien vom IS bedroht, flohen schließlic­h vor dem Krieg aus ihrem Heimatland. Suliman Houshan reiste von Damaskus aus in die Türkei, mit dem Boot nach Europa. Einige Monate später kamen seine Mutter und die beiden Brüder nach. In Deutschlan­d gefalle es ihnen eigentlich gut, sagen sie. Die drei jungen Männer haben in Sprachkurs­en viel gelernt, Suliman Houshan macht ein Praktikum in einer KfZ-Werkstatt, im August wird er eine Ausbildung beginnen. Auch Basel Houshan möchte sich in Düsseldorf etwas aufbauen „Ich will mein Leben planen“, sagt er. Die Krankheit hält ihn zurück. Nun wird er von seiner Mutter gepflegt, muss auf seine Ernährung achten, musste vor zwei Wochen nachts ins Krankenhau­s gebracht werden, weil es ihm plötzlich schlecht ging. Dass die Klinik seine Operation ablehnt, mache ihn traurig, sagt er.

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RP-FOTO: KARRASCH Basel Houshan (vorne) mit seinen Brüdern Jehad (Mitte) und Suliman vor der Flüchtling­sunterkunf­t in Lichtenbro­ich.

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