Der Schützenverein und sein soziales Engagement
Brauchtum hat weit mehr als nur mit Feiern und Schießen zu tun. Der St. Sebastianus Schützenverein von 1316 ist der beste Beweis dafür.
(arc) Das älteste Dokument, das dem St. Sebastianus Schützenverein von 1316 vorliegt, ist die Originalurkunde von 1435, in der Herzog Adolf II. von Jülich-Berg die erneuerten Statuten des Vereins bestätigt. In den 22 Artikeln der Satzung, die jedes Mitglied kennen und beachten muss, geht es neben religiösen Verpflichtungen vor allem um soziale Aspekte. Etwa, dass ein jeder Schütze gehalten sei, verarmte Kameraden zu unterstützen, verstorbene zu Grabe zu geleiten und für sie zu beten und zu opfern.
Auch wenn derartige Verhaltensmaßregeln, so wie sie der damalige Ehrenchef Georg Spickhoff 1935 gefunden und aufgeschrieben hat, fast 600 Jahre alt sind, könnten sie sinngemäß auch in die heutige Zeit übertragen werden. Vor allem der Gedanke, Hilfsbedürftigen Unterstützung zukommen zu lassen, hat sich über Jahrhunderte hinweg gehalten. Die Auszeichnung mit der Stephanien-Plakette, die alle zwei Jahre verliehen wird, ist ein Ausdruck davon, welch hohen Stellenwert diese Charaktereigenschaft innerhalb des Vereins hat. Um diese Medaille zu erhalten, reicht es nicht, einmalig Gutes zu tun, das muss schon über einen längeren Zeitraum geschehen.
Ein Beispiel: Als Leiter des Modellbahn-Clubs Düsseldorf veranstaltet Jochen Korth immer wieder karikative Aktionen, durch die er in mehr als 20 Jahren rund 25.000 Euro an Spendengeldern für das Kinderhospiz Regenbogenland sammeln konnte. „1952 habe ich meine erste Modelleisenbahn geschenkt bekommen. Dieses Hobby habe ich bis heute beibehalten“, berichtet Korth von seiner Leidenschaft. 2008 pachtete er am Unterbacher See eine Fläche von der Deutschen Bahn, auf der er eine Eisenbahnstrecke errichtete. Mittlerweile können Kinder die 1300 Meter lange Strecke mit Miniaturloks erkunden. „An Weihnachten – aber durchaus auch mal über das Jahr verteilt – richten wir Ver- anstaltungen aus, bei denen wir alle Erlöse an das Hospiz spenden“, berichtet Korth.
Ein fester Bestandteil des Schützenfestes ist auch der Seniorentag. An einem Tag während der Kirmes werden mehr als 2000 Männer und Frauen aus Altenheimen oder Altenclubs in das Festzelt eingeladen und bei einem bunten Programm von rund 100 Schützen bewirtet. „Diese Einladung für unsere älteren Mitbürger ist eine schöne Tradition der Schützen. Sie unterstreicht, dass die Kirmes ein Fest für alle Generationen ist“, sagt Schützenchef Lothar Inden. Beim diesjährigen Titularfest zitierte Inden Kanzleramtsminister Peter Altmeier, der bei der großen Jubiläumsfeier zum 700Jährigen das soziale Engagement der Schützen als den „Kitt dieser Gesellschaft“bezeichnet hatte. Die Sebastianer von 1316, so der 1. Chef der Schützen, hätten in der Tat „einen erheblichen Beitrag zum sozialen Miteinander in dieser Stadt beigetragen“.