INFO Remo Largo hat auch in den USA studiert
Leben Largo, 1943 im schweizerischen Winterthur geboren, studierte Medizin in Zürich und Entwicklungspädiatrie in Los Angeles. Ab 1978 leitete er die Abteilung „Wachstum und Entwicklung“an der Uni-Kinderklinik Zürich. Er hat drei Töchter und ist zum zweiten Mal verheiratet. Buch Das neue Buch von Remo Largo: „Das passende Leben“ist bei S. Fischer erschienen, 480 Seiten, 24 Euro Auswertungen von Studien bestätigt, in denen mehr als 200 Millionen Schüler teilgenommen haben. Auch Erwachsene ringen ja mit Versagensgefühlen. Wie können sie besser mit sich in Einklang kommen? LARGO Die meisten Menschen müssen heute einer Arbeit nachgehen, die ihnen nicht entspricht und sie nicht befriedigt. Beispielsweise Menschen, die sich handwerklich und körperlich betätigen möchten, aber in einem Büro arbeiten. Sie tun es für ihren Lebensunterhalt. Also ist die Frage, was sie außerhalb der Arbeit machen, in der Freizeit. Viele verbringen mehrere Stunden pro Tag damit, zu konsumieren und sich unterhalten zu lassen, etwa beim Fernsehen oder im Internet. Auch Kinder. Wir Menschen sind jedoch hochsoziale Wesen. Uns kann es nur gutgehen, wenn wir in tragfähigen Beziehungen mit vertrauten Menschen leben. Dieses Bewusstsein müssen wir zurückgewinnen. Daran mangelt es. Jeder Einzelne muss sich daher fragen, woher er soziale Anerkennung bezieht und was ihm das Gefühl gibt, geborgen zu sein. Die sozialen Medien können das nicht leisten, das sind Einbahnstraßen. Wir müssen vermehrt zwischenmenschliche Beziehungen pflegen, auf andere Menschen zugehen, Gemeinsamkeiten suchen, gemeinsame Erfahrungen machen. Das kann auf vielerlei Weise geschehen, etwa beim Kochen oder Wandern, beim Musizieren oder im Sport. Das ist im digitalen Zeitalter ein Plädoyer für das analoge Leben? LARGO Analog – im Sinn von: selbstbestimmt Erfahrungen machen, die einem entsprechen. Wir sind nicht für irgendein Leben gemacht. Jeder Mensch kann und will sein eigenes Leben leben. Das ist der Grundgedanke des Fit-Prinzips. DOROTHEE KRINGS FÜHRTE DAS INTERVIEW.