Rheinische Post Mettmann

Letzter Schultag: Jubel und etwas Wehmut

- VON DIRK NEUBAUER

An der Otfried-Preußler-Grundschul­e verabschie­deten sich die einen in die Ferien, andere für immer.

METTMANN „Wer friert uns diesen Moment ein?“, singen 38 Viertkläss­ler, frei nach dem Weltmeiste­rsong von Andreas Bourani. Der Vize der Schulpfleg­schaft, Hartmut Otto, zupft die begleitend­e Gitarre. Alle anderen stehen als „U“um die Großen herum. Langsam dämmert es den Zehn- und Elfjährige­n, „Verflixt, jetzt wird es ernst.“

Gerade eben sind einige von ihnen noch johlend auf den Fotografen zugestürmt. Das war ein großer Spaß. In einer Klasse blubberte der Schokobrun­nen. Ein paar Türen weiter gab es Eis für alle. Am frühen Morgen waren die komplette Schule in der nahen Kirche zum ökumenisch­en Gottesdien­st. Natürlich freuen sich die rund 200 Mädchen und Jungen samt aller Lehrerinne­n und Lehrer der Otfried-Preußler-Schule auf die Ferien. Zumal Sonnenstra­hlen vielverspr­echend den Pausenhof fluten und einige Eltern gekommen sind, weil gleich die große Ferienfahr­t losgeht. Doch unter den Jubel mischt sich Wehmut. Denn nahezu jeder Fünfte von ihnen kommt hierhin, an die Goethestra­ße 35 in Mettmann, nicht zurück.

Die Klassenleh­rerin der M5, Silke Schneider-Köchling, bringt die Gefühlslag­e des letzten Schultages auf den Punkt: „Meine Großen sind längst reif für den nächsten Schritt. Die brauchen neue Herausford­erungen.“Das gesamte letzte Halbjahr der Grundschul­e steht im Zeichen des Loslösungs­prozesses. Irgendwann sind die Kinder für die weiterführ­enden Schulen angemel- det – unter dem Aspekt ist das Abschlussz­eugnis eine letzte Bestätigun­g und eher Kür als Pflicht. „Aber natürlich werde ich gleich wieder weinen“, sagt die Klassenleh­rerin achselzuck­end.

Auch das gehört zum letzten Schultag dazu wie heiße, flüssige Schokolade. Denn ein Neuanfang bedeutet Abschied. Weil die OtfriedPre­ußler-Grundschul­e den Grundregel­n der Montessori-Pädagogik folgt, bilden hier Kinder aus allen vier Jahrgängen gemeinsam eine Klasse. Die Viertkläss­ler – wie Sophia (10) und Mirmesa (11) – haben unter anderem Nadja (9) und Fiona (6) als Patenkinde­r, auf die sie bisher aufgepasst und ihnen gezeigt haben, wie es hier läuft. Jetzt sitzen die vier ein letztes Mal beieinande­r und stecken Holzteile zu einem großen Würfel zusammen. Auf die Frage nach ihrer Stimmung sagt Sophia sehr klar: „Ich bin traurig“. Noah (10), Robert (11) und Ida (10) wür- feln bei „Der Natur auf der Spur“um die Wette. Wer auf einem der Felder mit Fragezeich­en landet, muss sein Bio-Wissen in die Waagschale werfen, um weiter zu kommen.

Ausgerechn­et der robuste, nie um einen Spruch verlegene Robert sagt: „Ich würde gerne hier bleiben. Denn die Lehrerinne­n sind nett.“Und während Silke SchneiderK­öchling erstaunt aufblickt, ergänzt er rasch: „Die meisten, jedenfalls.“Schulrekto­rin Wilma Rohde verab- schiedet die 38 Viertkläss­ler ins Leben und alle anderen in die Ferien. In der nächsten Woche wird sie „den Verwaltung­skram“abschließe­n.

Die Lehrer sichten das Montessori-Material in den Klassen und bereiten die Räume fürs Großreinem­achen vor. Das haben auch sie knapp vier Wochen Ferien, bis es gut eine Woche vor dem ersten Schultag mit den Vorbereitu­ngen für das neue Schuljahr losgeht.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany