Rheinische Post Mettmann

Spektakel in Schlupkoth­en liegt auf Eis

- VON SABINE MAGUIRE

Mehr als 2000 Besucher lockte das jüngste Festival am Kommunikat­ions-Center – dennoch vorerst das letzte.

WÜLFRATH Dreizehn Jahre lang gab’s das große Spektakel in Schlupkoth­en. Zuletzt am vergangene­n Wochenende, mit mehr als 2000 Besuchern. Nun allerdings steht fest: Es wird vorerst das letzte Sommerfest­ival am Kommunikat­ions-Center gewesen sein. Bernd Kicinski und seine Frau Iris sagen zum Abschied leise Servus. Obwohl, wenn

Bernd Kicinski man genau hinhört, so könnte in den Abschiedsw­orten auch ein kleines Fünkchen Hoffnung durchschim­mern. „Jetzt ist erstmal Schluss. Aber vielleicht, irgendwann…“, schaut Bernd Kicinski in eine Zukunft, von der er selbst noch nicht weiß, wie sie genau aussehen wird.

Kultur lag ihm seit jeher am Herzen und das tut sie noch heute. Neben dem Spektakel gibt’s in der Kathedrale regelmäßig Kulturvera­nstaltunge­n und das soll auch so bleiben. Aber da gibt es eben auch noch die Schreinere­i mit zwölf Mitarbeite­rn. Und dort wird der Kampf ums wirtschaft­liche Überleben im Schatten großer Möbelhäuse­r immer schwerer. „Ich muss mich darauf konzentrie­ren und will keinesfall­s Mitarbeite­r entlassen müssen“, spricht der Unternehme­r über eine Gratwander­ung, die viel Kraft kostet.

Selbststän­digkeit heißt vor allem selbst und ständig: Wer so arbeitet, der kennt dieses Wortspiel. Was sich dahinter verbirgt, beschreibt Bernd Kicinski so: „Ich verbringe auch die Wochenende­n im Büro und richtig abschalten kann ich bei Veranstalt­ungen erst, wenn ich abends an der Eintrittsk­asse stehe.“Man kann sich den Spagat zwischen Kultur und Geschäft gut vorstellen. Und wenn man Bernd Kicinski zuhört, wird eines sofort klar: Es war immer schon anstrengen­d, beides unter einen Hut zu bringen.

Deshalb hätte eigentlich schon vor zwei Jahren das letzte Spektakel über die Schlupkoth­en-Bühne gehen sollen. Aber dann gab es doch noch eine Fortsetzun­g: „Das war für mich das Beste von allen! Aber man soll ja bekanntlic­h aufhören, wenn es am Schönsten ist.“

Schaut er auf die vergangene­n Jahre zurück, so bleibt die Erinnerung an musikalisc­he Highlights ebenso wie die an Pleiten, Pech und Pannen. Immer wieder waren in Schlupkoth­en dunkle Wolken aufgezogen, die wiederum die Gäste fernhielte­n. Das passierte auch, wenn es zu heiß war: „Dann sind wir verbrannt“, erinnern sich Iris und Bernd Kicinski an Hitzeschla­chten. Einmal fiel die Kühlung aus und das Bier musste anfangs lauwarm gezapft werden. Diesmal jedoch hatte wettertech­nisch und auch sonst alles gepasst. Am Samstagnac­hmittag blieben dennoch die Besucher aus. „Das war traditione­ll die Plattform für die Vereine. Offensicht­lich konnten die aber ihre Fans nicht motivieren“, grübelt der Festivalma­cher darüber nach, woran es denn gelegen haben mag.

Eines weiß er jedoch ohne Zweifel: Ohne die Wülfrather Vereine wäre das Spektakel nicht zu stemmen gewesen. Allen voran das Technische Hilfswerk (THW), dessen

„Jetzt ist erstmal

Schluss. Aber vielleicht, irgend

wann…“

Kultur-Organisato­r,

Mitglieder nicht nur als Verkehrska­detten unterwegs waren, sondern auch als „Nachtwächt­er“für das Festival-Equipment und „Spielemach­er“für Kinder.

Nun also wird es ohne Spektakel, aber dennoch kreativ in der Kathedrale weitergehe­n. Alles andere wäre auch verwunderl­ich. Die Kicinskis ohne Kultur? Das will sich in Wülfrath wohl keiner ernsthaft vorstellen müssen. Mal schauen, was die Zukunft bringt.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany