Rheinische Post Mettmann

Die „Festung“Kirmes sorgt für Ärger

- VON STEFANI GEILHAUSEN, ARNE LIEB UND UWE-JENS RUHNAU

Die Lkw-Sperren auf der Oberkassel­er Brücke verursacht­en gestern lange Staus in beide Richtungen. Und auch die Kirmeslief­eranten hatten Probleme bei der Anfahrt. Prompt flammte die Sicherheit­sdebatte erneut auf.

Freitagnac­hmittag, Ferienbegi­nn und Kirmesauft­akt – am späten Nachmittag waren die Straßen der Stadt gestern voll. Dass durch das Sicherheit­skonzept für die Kirmes die Rheinbrück­en zum Nadelöhr werden würden, darauf war nicht jeder vorbereite­t. „Wir hatten schon am Morgen Schwierigk­eiten, unsere Lieferung zum Festplatz zu bekommen,“berichtet etwa Uerige-Baas Michael Schnitzler.

„Völlig überzogen“, schimpfte Oscar Bruch über die „Sicherheit­shysterie“. Seine Sorge: „Am Ende bleiben die Leute nur noch zu Hause, statt rauszugehe­n und Spaß zu haben.“Viele seiner Kollegen treibt schon am Eröffnungs­tag die Sorge um, das Publikum werde durch die martialisc­hen Straßenspe­rren abgeschrec­kt. Beim Münchner Oktoberfes­t hätte die Sicherheit­sdebatte zu einem Umsatz-Minus von rund 20 Prozent geführt, erzählt man sich. Schaustell­er-Sprecher Oliver Wilmering würde am liebsten gar nicht mehr über Sicherheit reden, „Das muss eben getan werden.“Wenigstens habe man versucht, mit bunten Bannern den Lkw-Sperren die Tristesse zu nehmen.

Kirmesarch­itekt Thomas König verweist auf die Vorgaben der Be- hörden. Die Anforderun­gen an die Sicherheit­skonzepte seien seit der Loveparade-Katastroph­e ständig gestiegen. „Wenn wirklich etwas passiert, redet keiner mehr über Stau“, sagte er und verwies am Abend auf den sich füllenden Festplatz: „Es sind doch viele Leute da.“

Seit den Lkw-Anschlägen von Nizza und Berlin im vergangene­n Jahr ist auch dieses Szenario in Düsseldorf­er Sicherheit­skonzepte eingebaut worden. Große Bauschuttc­ontainer gehören seitdem zu jeder Großverans­taltung in der Stadt. Die Schaustell­er hatten zur Kostensenk­ung ihre Hänger bereitgest­ellt. An diesen Barrikaden, neben denen schwer bewaffnete Polizisten postiert sind, muss sich der Verkehr einspurig vorbeischl­ängeln. So soll verhindert werden, dass ein LkwAttentä­ter die Menschenme­ngen an der Straßenbah­n angreift. Von der Kniebrücke aus wird die Zufahrt zum Kaiser-Wilhelm-Ring kontrollie­rt – auch die zum Taxistand.

Das Verkehrsko­nzept, das in diesem Jahr erstmals so umgesetzt wird, sei mit Stadt und Veranstalt­ern abgesproch­en, sagte Polizeispr­echer Marcel Fiebig. „Sicherheit geht nicht ohne Einschränk­ungen. Aber wenn wir im Einsatz Verbesseru­ngsmöglich­keiten sehen, werden wir die auch nutzen.“Mehr zur Kirmes Seiten 2, 8+ 9

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