Allein unter Frauen
Niklas Stoepel ist der erste deutsche Synchronschwimmer bei einer WM.
BUDAPEST (sid) Mit Dreitagebart und Glatze wirkte Niklas Stoepel wie ein Exot in der Sportart der glitzernden Badeanzüge, der Gelatine im Haar und dicken Schminke im Gesicht. Doch der einzige deutsche Synchronschwimmer war nach seiner langersehnten WM-Premiere genau da, wo er immer hinwollte. „In Deutschland und im Verein fühle ich mich schon längst voll aufgenommen. Jetzt ist es auch international so“, sagte der Bochumer nach dem Vorkampf des gemischten Duetts in der Technischen Kür mit seiner Partnerin Amelie Ebert: „Ich glaube, man merkt, dass da bisher was gefehlt hat.“
Jahrelang war der Maschinenbaustudent allein unter Frauen bei deutschen Meisterschaften mitgeschwommen, als Einziger ungeschminkt in Badehose – in der Gruppe, in der Kombination, mit neun Schwimmerinnen um sich herum. Nur bei einer WM durfte Stoepel nicht starten, „diskriminierend“fand er das. Als vor zwei Jahren in Kasan mit dem Mixed-Duett die Sportart für Männer geöffnet wurde, musste er noch daheim am Fernseher zuschauen, weil er mit- ten im Studium steckte. Jetzt erfüllte sich sein Traum. In dunkelblauer Badehose sprang er mit Ebert ins Becken im Freiluftstadion am Budapester Heldenplatz. „Eine tolle Atmosphäre, vor so vielen Zuschauern sind wir noch nie angetreten“, sagte Stoepel.
Auch sportlich war das WM-Debüt ein Erfolg. Vor 4500 Zuschauern zeigte das Duo mit 72,6988 Punkten eine Bestleistung und landete auf Platz acht. „Ich hoffe, das können wir im Finale am Montag übertreffen“, sagte Stoepel. Das Highlight für die beiden Bochumer kommt aber erst mit der Freien Kür am Freitag und Samstag. „Wir erzählen eine Geschichte von einem Paar, das sich erst trennt und am Ende wieder zusammenkommt“, erklärte der 25Jährige: „Das kann man mit Frauen schlechter erzählen.“
Das gemischte Duett sieht er nicht als „Konkurrenz zu den Frauen, sondern als Ergänzung – ähnlich wie beim Eiskunstlaufen“. Es sollte nur „ein erster Schritt“sein, sagte Stoepel, „in der Kombination könnten Männer viel mehr Highlights setzen“. Aber es bleibt noch die letzte Bastion: Bei Olympischen Spielen ist Synchronschwimmen noch immer Frauensache – wie nur noch die Rhythmische Sportgymnastik.