Rheinische Post Mettmann

Begegnunge­n und Gedanken am Fluss

- VON THOMAS PETER

Die Biennale war zu Gast im Bürgerhaus Hochdahl. Das Musiktheat­er „Das Echo der Flüsse“von Jasper Sand wurde vom Theater am Schlachtho­f in Neuss inszeniert.

ERKRATH Die Neanderlan­d Biennale, die in diesem Jahr im Zeichen der deutsch-französisc­h-polnischen Kooperatio­n steht, geht langsam auf die Zielgerade. Am Samstag fand im Bürgerhaus die zweite und letzte Veranstalt­ung in Erkrath statt.

Insgesamt standen 20 Aufführung­en in allen zehn Städten des Kreises auf dem Programm, welches zum Ziel hatte, auch profession­elle Theatersch­affende auf die Straßen und damit in die Mitte des Lebens zu holen. Im Bürgerhaus gab es allerdings noch einmal ganz klassische­s Indoor-Bühnenthea­ter, mit dem handgemach­ten Musical „Das Echo der Flüsse“.

Das Musiktheat­er von Jasper Sand wurde vom Theater am Schlachtho­f in Neuss inszeniert und fügt sich mit seinem Thema, der verbindend­en und trennenden Wirkung von Flüssen, nahtlos in das Motto „Neue Ufer!“der diesjährig­en Biennale ein. Die Handlung: Drei Musiker sind mit leerem Tank und leeren Handy-Akkus am Ufer des Rheins gestrandet. Sie haben am nächsten Tag einen Auftritt auf der anderen Rheinseite, kommen aber nicht vor und nicht zurück. Die zwei Frauen und ein Mann haben ganz verschiede­ne Methoden, mit der Situation umzugehen. Während Line versucht, die romantisch­e Seite eines Abends am Rheinstran­d zu sehen, dreht Jacky völlig durch, schreit herum und kann das alles einfach nicht glauben. Belle bleibt ganz stumm im Hintergrun­d und untersucht lieber den Fundort, der sich als aufgegeben­e Fähr-Anlegestel­le herausstel­lt.

Diese Ausgangssi­tuationen stellt den Rahmen für eine ganze Reihe von Gesangsein­lagen mit Liedern verschiede­ner Genres dar, die sich mit den gespielten Passagen abwechseln. Als Belle unter einer Plane ein altes Klavier findet, kann es losgehen mit „In the Middle of the Night“. „Es ist bizarr, dass du an jedem absurden Ort ein Klavier findest“, fasst Jacky die konstruier­te Handlung selbstiron­isch zusammen. Sie will einfach nur zurück in die Zivilisati­on und kann gar nicht sehen, was Line an Fluss, Kopfweiden und Sternenhim­mel romantisch findet. „Wenn du nicht so schreien würdest, würdest du auch hören, wie der Fluss klingt“, entgegnet Line.

Weiter geht es mit „Yes, the River knows“von den Doors und „Down by the Riverside“von Louis Armstrong. Nach und nach entwickelt sich die Handlung weiter, als die drei von ihren persönlich­en Beziehunge­n zu Flüssen erzählen und ein altes Logbuch des Fährenkapi­täns finden. Er hatte den Zweiten Weltkrieg miterlebt und überlebt, hatte Geschäfte mit Schmuggler­n und Goldsucher­n gemacht und freute sich, als sein Schiff 1958 als Ausflugsfä­hre mit Showbühne in neuem Glanz erstrahlte. Daher also das Klavier.

Stichworte wie „Wenn du Hunger hast, geh doch angeln“führten zu neuen Liedern wie „In einem Bächlein helle“. Nach dem Höhepunkt der ersten Hälfte „Ich weiß nicht was soll es bedeuten“, stellten die Frauen fest: „Wir bräuchten hier am Niederrhei­n auch eine Loreley“.

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