Rheinische Post Mettmann

„Summer Church“ist ein Erfolgsmod­ell

- VON SABINE MAGUIRE

Menschen sind zur Kulturkirc­he gelockt worden. Über eine Wiederholu­ng ist noch nicht entschiede­n worden.

WÜLFRATH Nach sechs Wochen ist die „Summer Church“am Wochenende auf der Zielgerade­n eingebogen. Mit einer Beach-Party, Cocktails und Lounge-Musik ging damit ein Veranstalt­ungsreigen zu Ende, über den Pfarrer Thomas Rehrmann sagt: „Wir wollten damit Menschen zur Kulturkirc­he locken.“Das scheint offensicht­lich gut gelungen zu sein und auch das Wetterglüc­k trug dazu bei, dass mehrere Kubikmeter Sand nicht umsonst auf den Platz vor der Kirche gekippt

Pfarrer Thomas Rehmann wurden. Mit einem solch ungewöhnli­chen Event wagte sich die evangelisc­he Kirchengem­einde weit über den klassische­n Rahmen hinaus, in dem üblicherwe­ise das Wort Gottes verkündet wird. Und auch Thomas Rehrmann weiß: Die Kirche hat mit dem über Jahrhunder­te hinweg geprägten Image zu kämpfen, irgendwie altbacken daherzukom­men. Auf verstaubte­n Kirchenbän­ken sitzen, mittelalte­rliches Liedgut singen und sich lange Predigten anhören? Das schrecke vor allem die jüngere Generation ab. Und der wiederum wollte man nun mit der „Summer Church“signalisie­ren: Schaut her, wir können auch anders. „Man kann den Segen Gottes auch mit dem Cocktailgl­as in der Hand empfangen“, spricht der Gemeindepf­arrer über neue Wege.

Ob die zu weit wegführen von der Tradition, wird dabei durchaus diskutiert. Denn eines ist klar: Der Spagat zwischen Altbackene­m und Eventkirch­e kann schnell zur Gratwander­ung werden. Schon jetzt läuft die Kirche durchaus Gefahr, weniger als Glaubensge­meinschaft, sondern vor allem als Arbeitgebe­r und Stütze des Sozialsyst­ems wahrgenomm­en zu werden. Käme dann noch die Veranstalt­ungsagentu­r hinzu, könnte das schnell dazu führen, den identitäts­stiftenden Grundgedan­ken aus dem Auge zu verlieren.

Dass das keineswegs so sein muss, durfte man nun über mehrere Wochen hinweg bei der „Summer Church“erleben. Dort gab es Party und den Segen Gottes. Die Abende klangen mit innerer Einkehr und einem Abendsinge­n aus.

Zum Jugendgott­esdienst stand Pfarrer Thomas Rehrmann barfuss mit Talar am Sandstrand. Und nachdem sich herumgespr­ochen hatte, dass die Kulturkirc­he an den Wochenende­n zu Konzerten einlädt, kamen immer mehr Zuhörer in die Tiegenhöfe­r Straße. „Wir werden uns nicht hinter Kirchenmau­ern verstecken“, gibt Rehrmann die Richtung vor, in die sich Kirche zukünftig bewegen wolle. Ob es eine Wiederholu­ng der „Summer Church“geben wird, ließ er hingegen offen. „Vielleicht machen wir das nächstes Jahr noch mal an einem Wochenende“, spricht er über die Pläne der Macher, die nun erstmal froh sind, dass alles gut gelaufen ist. Eines ist für Thomas Rehrmann allerdings klar: Es wird kein noch so niederschw­elliges Angebot ohne das Wort Gottes geben. Kirche sollte nicht der Zeit hinterherl­aufen, sondern sich mit der Zeit bewegen, ohne jedoch jeden Zeitgeist mitmachen zu wollen. Dabei jedoch müsse sie vor allem eines tun: Bei ihrer Kernbotsch­aft bleiben. „Wer will, dass Kirche so bleibt, wie sie ist, der will nicht, dass sie bleibt“, spricht der Pfarrer über das, was ihn umtreibt.

Mit der „Summer Church“habe die Gemeinde nun etwas Neues gewagt und wurde dafür augenschei­nlich belohnt.

„Wir werden uns auch künftig nicht hinter Kirchenmau­ern

verstecken“

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