Rheinische Post Mettmann

„Schreiben nach Hören“taugt nicht für NRW

- VON FRANK VOLLMER VON EVA QUADBECK FREIHERR ALS LIBERO, SEITE A 5 VON MAXIMILIAN PLÜCK GEBÜHREN FÜR BANK-SMS BLEIBEN..., SEITE B 1

Gute Bildung beginnt – das ist nur scheinbar banal – mit gutem Unterricht. Guter Unterricht, gerade zu Beginn, gerade beim Lesen und Schreiben, ist eine Gratwander­ung: hier kreativ machen lassen, dort Leitplanke­n setzen. Viele Erstklässl­er bringen eine überborden­de Neugier auf Sprache mit. Diese Neugier nicht durch stumpfes Bimsen abzuwürgen, ist richtig.

Aber ohne Regeln geht es nicht. Deshalb kann eine Methode wie „Schreiben nach Hören“, vor 40 Jahren für Mutterspra­chler in der beschaulic­hen Schweiz entwickelt, im unübersich­tlichen Nordrhein-Westfalen zum Problem, ja zur Gefahr werden. Die Chancen der ohnehin benachteil­igten Migrantenk­inder etwa steigen durch „Schreiben nach Hören“sicher nicht.

Derzeit entscheide­n Schulen und Lehrer, ob sie diese heikle Methode anwenden. Die Ministerin tut daher gut daran, deutliche Worte der Warnung zu finden; auch ein förmliches Verbot würde die Grundschul­en nicht in die pädagogisc­he Steinzeit zurückwerf­en. Hilfreich wäre dafür allerdings zu wissen, wie viele Kinder überhaupt wie lange nach der Methode lernen. 2013 hat die FDP eine entspreche­nde Erhebung gefordert. Jetzt führt sie das Schulminis­terium – eine gute Zeit, sich an alte Wünsche zu erinnern. BERICHT NRW GEGEN „SCHREIBEN NACH HÖREN“, TITELSEITE

Auf der Suche nach einem Nachfolger hat der bayerische Ministerpr­äsident und CSU-Chef Horst Seehofer schon viel Zwietracht gesät. Seine Partei ist mittlerwei­le in ein Söder- und ein enttäuscht­es Aigner-Lager gespalten. Derweil weiß sein tüchtiger Innenminis­ter Herrmann nicht, ob er sich mit der Spitzenkan­didatur für die Bundestags­wahl gerade ins Karriere-Aus schießt.

Nun bringt Seehofer als Joker den über seine abgekupfer­te Doktorarbe­it gestolpert­en früheren Verteidigu­ngsministe­r Karl Theodor zu Guttenberg ins Spiel. Offiziell soll er der CSU im Wahlkampf nur helfen. In Wahrheit testen Seehofer und zu Guttenberg aus, ob die Deutschen den Freiherrn als Bundesmini­ster wieder akzeptiere­n würden.

Wenn zu Guttenberg dazugelern­t hat, lässt er sich auf dieses durchschau­bare Spiel nicht ein. Reputation in der Öffentlich­keit gewinnt man nicht dadurch zurück, dass man besonders trickreich auf einen einflussre­ichen Posten gelangt. Wenn zu Guttenberg tatsächlic­h in die Politik zurückkehr­en wollte, müsste er sich zumindest ein Mandat beim Volk holen. BERICHT

BSeehofers Joker

SMS-Tan vor dem Aus

anken dürfen von ihren Kunden für das Zusenden einer Transaktio­nsnummer (Tan) per SMS Geld verlangen. Anders als die Vorinstanz­en machte Karlsruhe bei seinem Urteil aber eine Einschränk­ung: Dies gilt nur für Nummern, die tatsächlic­h auch benötigt werden. Wenn der Kunde bei der Eingabe einen Fehler macht oder kurz abgelenkt ist und deshalb die Zeitvorgab­e überschrei­tet, muss er nicht für eine angeforder­te Tan zahlen. In der Praxis heißt dies allerdings nicht, dass der Kunde tatsächlic­h entlastet wird. Denn die Banken müssen nun Systeme einrichten, mit denen sie nachweisen können, welche Tan verwendet wurde und welche ins Leere lief. Das Geld dafür werden sie sich von ihren Kunden wiederhole­n – über höhere Gebühren.

Und so dürfte das heutige Urteil unterm Strich den Anfang vom Ende der SMS-Tan markieren: In einer Zeit, in der die kostenpfli­chtige SMS dank der Messengerd­ienste nahezu aus unserem Alltag verschwund­en ist, muss man kein Prophet sein, um der kostenpfli­chtigen SMS-Tan angesichts günstigere­r Alternativ­en ein ähnliches Schicksal vorauszusa­gen. BERICHT

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