Rheinische Post Mettmann

Ökumene feiert Goldhochze­it

- VON OLIVER WIEGAND

Mit einem großen Fest wollen beide Hochdahler Gemeinden an die gute 50-jährige Zusammenar­beit erinnern.

ERKRATH „Trau Dich“heißt das Motto des Ökumenisch­en Kirchentag­s, den die evangelisc­he und die katholisch­e Gemeinde am Samstag, 9. September, auf dem Hochdahler Markt feiern will.

Mit Heiraten hat das aber gar nichts zu tun. Trauen ist eher im Sinne von „sich hintrauen“gemeint, denn unter dem Motto „Kirche geht auf den Markt“werden Konzerte mit den Paveiern aus Köln, Diskussion­srunden sowie Spiele und Basteln für Kinder geboten. Der Anlass für einen Kirchentag in Hochdahl?

„Dieses Jahr feiern wir 50 Jahre Ökumene in Hochdahl und 500 Jahre Reformatio­n“, sagen Christoph Biskupek und Lutz Martini. Der katholisch­e und der evangelisc­he Pfarrer nennen sich beim Vornamen, gehen freundscha­ftlich miteinande­r um, klare Worte gibt es aber trotzdem: „Wir stehen nicht wie Pat und Patachon oder das doppelte Lottchen vor den Gläubigen und feiern einen ökumenisch­en Gottesdien­st“, sagt Christoph Biskupek.

In Hochdahl werde die Ökumene schon traditione­ll ganz anders gelebt. Begründet ist das in der Geschichte des Stadtteils, der in den frühen 1970ern als Trabantens­tadt von Düsseldorf und Wuppertal quasi aus dem Nichts erschaffen wurde. Wo vor 1970 etwa 2000 Menschen lebten, wohnen heute fast 30.000. Dabei war Hochdahl mal für bis zu 50.000 Einwohner geplant und konzipiert. Im Stadtteil haben sich damals viele Familien angesiedel­t, die die Zeichen des Neube- ginns auch in der Mitarbeit in der Kirche erkannt haben. „Jeder evangelisc­he Bürger ist im katholisch­en Gottesdien­st willkommen, umgekehrt ist es genau so“, sagt Biskupek. Bis vor 2011 waren katholisch­e Messen sogar im evangelisc­hen Paul-Schneider-Haus möglich. Dann sprach der Kölner Erzbischof allerdings ein Machtwort und diese Messen wurden untersagt. Entmutigen lassen haben sich beide Pfarrer und die Gemeinden davon nicht. „Unsere evangelisc­hen Kindergart­engruppen waren jahrelang an der katholisch­en St. Franziskus­kirche untergebra­cht“, sagt Diakonin Doris Treiber. Einzigarti­g im gesamten Bistum ist auch das 1987 in Betrieb genommene Haus der Kirchen, in dem die Büros beider Gemeinden untergebra­cht sind. Zu feiern gibt es nach 50 Jahren gemeinsame­r Zeit genug. Der Kirchentag startet schon morgens um 10 Uhr mit einem Kon- zert der Jugendmusi­kschule. Um 11.30 Uhr schließt sich der von Jona Teichmann moderierte Talk am Markt an. Auf der Bühne stehen langjährig­e Mitglieder der Gemeinde, um über die Ökumene zu reden.

Vormerken können sich Besucher schon mal das Mittagesse­n, das es als „Kirchentag­smenü“bei Edeka, Edels Eck und in den umliegende­n Restaurant­s gibt. Höhepunkt des Tages ist der Auftritt der Kölner Band Paveier ab 16 Uhr, die aus dem Karneval sehr bekannt sind, aber auch ganz andere Lieder singen können. Und die Reformatio­n?

„Ohne Luther würde ich heute nicht hier sitzen“, sagt Lutz Martin. Ihm ist wichtig, auf dem Ökumenisch­en Kirchentag zu zeigen, dass die Reformatio­n nicht nur gute Seiten gehabt hat. Ein insgesamt 16 Meter langer Parcours erklärt mit Bildern und Texten, was sich vor 500 Jahren abgespielt hat. Also: „Trau Dich“.

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